Rheinische Post: Der ewige Berlusconi
Düsseldorf (ots)
Ist das nun eine Verzweiflungstat? Ein taktisches Manöver? Oder doch Größenwahn? Silvio Berlusconi, der vor einem Jahr als Italiens Regierungschef zurückgetreten ist und erst unlängst wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde, will bei den Wahlen im Frühjahr erneut antreten. Seine Landsleute rätseln über die Motive. Einige glauben, dass Berlusconi sich für den Einzigen hält, der den völligen Zerfall der einst von ihm gegründeten Mitte-Rechts-Partei PdL noch aufhalten kann. Anderer wittern eher persönliche Beweggründe hinter dem Comeback-Versuch des 76-Jährigen. Im Frühjahr muss sich Berlusconi unter anderem wegen der unappetitlichen Bunga-Bunga-Affäre vor der Justiz verantworten - es geht dabei immerhin um den Vorwurf der Prostitution Minderjähriger. Als Wahlkämpfer, so das Kalkül, könnte er sich dem Prozess weitgehend entziehen. Wie auch immer: Die Nachricht von der möglichen Rückkehr des ewigen Paten der italienischen Politik schadet dem Land. Berlusconi steht für politische Unzuverlässigkeit, Italien aber braucht Stabilität und internationales Vertrauen. Das ist jetzt in Gefahr.
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