Rheinische Post: Tunesien am Abgrund
Düsseldorf (ots)
In Tunesien nahmen die arabischen Revolutionen ihren Anfang, nun scheint das Land an einem Abgrund zu stehen. Seit Monaten gärt es, die politische Auseinandersetzung wird immer radikaler, gewaltbereite Hassprediger erobern die Moscheen. Der Staat mit seiner neuen, von den Islamisten dominierten Regierung geht dagegen nur zögerlich vor. Der Demokratisierungsprozess, der in Tunesien zunächst auf einem sehr guten Weg schien und zu einer breit akzeptierten neuen Verfassung führen sollte, ist praktisch nicht mehr existent. Da ist ein brutaler politischer Mord, wie er jetzt geschehen ist, der berühmte Tropfen, der das Fass überlaufen lässt. Um diese Situation zu entschärfen, müssen die regierenden Islamisten dringend die gewaltbereiten Fanatiker in ihren eigenen Reihen kaltstellen. Es handelt sich um eine Minderheit, die den mehrheitlich gemäßigt eingestellten Tunesiern ihre radikalen Vorstellungen aufzwingen will. Und es muss ebenso dringend etwas gegen die prekäre wirtschaftliche Lage der meisten Tunesier getan werden. Eine Regierung aus Parteilosen ist in dieser Lage eine gute Idee.
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