Rheinische Post: Machtvolles Gottesvolk Kommentar Von Lothar Schröder
Düsseldorf (ots)
Vielleicht haben wir es ja verlernt, unseren Glauben einmal einfach nur zu feiern und in der Gemeinschaft seinem Mysterium nachzuspüren. Vielleicht ist uns irgendwann die Offenheit abhandengekommen, Jesus ohne kritisches Befragen zu begegnen. Jedenfalls gehört die Kritik als Ausweis unseres Verstandes auch in Glaubensfragen zum guten Ton. So auch jetzt beim Eucharistischen Kongress. Nachdem der Vorwurf, das Glaubensfest sei ein Antikatholikentag und das erzkonservative Wunschkonzert des bald 80-jährigen Kölner Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner, trotz Mantra-ähnlicher Wiederholung nicht recht fruchten wollte, folgte nun anderes Ungemach: mit der Kritik an der Kritiklosigkeit. Wo wurde denn in Köln über den Zölibat gestritten? Oder das Priesteramt für Frauen gefordert? Nirgends, das stimmt. Weil es ein Glaubensfest war. Und weil die Menschen im Glauben die Kraft zur Veränderung finden. Es sorgen weder Bischöfe noch Theologen dafür, dass die offenen und schwierigen Fragen auf der Tagesordnung der Kirche bleiben, sondern vor allem das gläubige Gottesvolk.
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