Rheinische Post: Türkei der Untertanen
Düsseldorf (ots)
Im Umgang mit den Protesten in seinem Land setzt der türkische Premier Erdogan auf Zuckerbrot und Peitsche. Das Angebot einer Volksabstimmung wird begleitet von neuen Drohungen gegen die Besetzer eines Parks in Istanbul. Erdogan handelt weiter aus einer Position der Stärke. Er darf darauf vertrauen, dass eine breite Mehrheit grundsätzlich hinter ihm steht - jenem Politiker, der das Land in den vergangenen zehn Jahren so weit nach vorne gebracht hat. Trotzdem haben die vergangenen zwei Wochen Erdogan erheblich geschwächt. Mehr noch: Sie haben das Land verändert. Aus dem lokalen Widerstand gegen ein Bauprojekt ist eine breite Bewegung vor allem junger Türken gewachsen. Eine bisher weitgehend unpolitische Generation, die gewohnt war, von der Obrigkeit als Untertanen behandelt zu werden und nicht als mündige Staatsbürger. Diese Tradition steht aber der weiteren Entwicklung der Türkei zu einem modernen, pluralistischen Staat im Wege. Wirtschaftlicher Aufschwung allein stellt viele seiner Landsleute nicht mehr zufrieden. Das muss Erdogan begreifen.
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