Rheinische Post: Mursi muss bleiben
Düsseldorf (ots)
Die Szenen von Aufruhr und Gewalt, die sich in Ägypten abspielen, wirken wie eine Neuauflage der Revolution von 2011, als Präsident Hosni Mubarak gestürzt wurde. Nun auch seinen Nachfolger Mohammed Mursi zu verjagen, kann aber nicht die Lösung sein. Gewiss, der Protest ist mehr als verständlich: Mursi hat in seinem ersten Amtsjahr Ägyptens Probleme weiter verschlimmert, besonders in Wirtschaftsfragen erwies sich der Kandidat der Muslimbrüder als völlig inkompetent. Ehrgeiz zeigte der Präsident nur beim Versuch, seine demokratisch errungene Macht mit allerlei undemokratischen Tricks in alle Ewigkeit zu zementieren. Trotzdem würde Mursis Sturz dem Land heute mehr schaden als nutzen; Ägypten könnte endgültig ins Chaos abgleiten. Mursi muss daher im Amt bleiben, wenigstens vorerst. Aber Bedingung ist, dass er endlich auf seine Gegner zugeht, Zugeständnisse macht und sich nicht länger wie ein selbstgerechter Pascha aufführt. Dass seine Regierung zu bröseln beginnt, dass nun auch die Armee ein Ultimatum stellt, ist eine Warnung für Mursi. Die vielleicht letzte.
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