Rheinische Post: Bulgarische Misere = Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Vor bald einem Vierteljahrhundert endete in Bulgarien die Ära des Kommunismus, aber die alten Seilschaften, erweitert um zwielichtige Gestalten aus der Grauzone zwischen Geschäft und Kriminalität, ziehen im Hintergrund weiter die Strippen. Dagegen richtet sich im Kern der Protest, der das Land nun schon seit Wochen erschüttert. Die Menschen sind es leid, dass hinter einer pseudo-demokratischen Fassade eine undurchsichtige Clique von Oligarchen über ihr Leben bestimmt. Man kann ihnen nur wünschen, dass sie die Verhältnisse verändern können. Wahrscheinlich ist das leider nicht. Daher muss sich die EU fragen, wie sie mit Bulgarien umgeht. Das Land ist neben Rumänien und Ungarn ein weiteres Beispiel dafür, dass bei der Aufnahme osteuropäischer Mitglieder in die EU aus politischen Gründen nicht so genau hingeschaut wurde. Solange die Strippenzieher in Sofia nicht flagrant gegen rechtsstaatliche Standards verstoßen, sind Brüssel leider die Hände gebunden. Umso wichtiger ist es, dass Europa den bulgarischen Bürgerprotest wenigstens moralisch ganz klar unterstützt.
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