Rheinische Post: Das Gespenst Mubarak = Von Helmut Michelis
Düsseldorf (ots)
Die Haftentlassung des gestürzten Langzeit-Herrschers Hosni Mubarak, die gestern überraschend angekündigt wurde, ist juristisch gut begründet. Mit der jüngsten Machtübernahme des Militärs hat sie angeblich nichts zu tun. Man mag aber angesichts der Vorgänge in Ägypten nicht an einen Zufall glauben, sondern eher an alte Seilschaften, die jetzt wieder greifen. Die Nachricht hat so oder so einen besorgniserregenden Symbolcharakter: Auch wenn der 85-Jährige sicherlich nicht mehr an die Staatsspitze zurückkehren wird, so ist ein längst überwunden geglaubtes Gespenst wieder da: das "System Mubarak", das Militär als einzige staatserhaltende und alles dominierende Kraft. Selbst diejenigen Ägypter, die unter Lebensgefahr für den Sturz Mubaraks auf die Straße gegangen sind, betrachten nun das Militär als das sprichwörtliche kleinere Übel, zu chaotisch sind die Zustände. Europa, in die Rolle des Zuschauers gedrängt, muss mit ansehen, dass die Hoffnung auf ein demokratisches Ägypten für lange Zeit zerstoben ist. Da ist es letztlich unwichtig, ob Mubarak nun tatsächlich freikommt.
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