Rheinische Post: Die Fahrrad-Autobahn als Ablenkungsmanöver Kommentar Von Martin Bewerunge
Düsseldorf (ots)
Dem deutschen Wort "Autobahn" wohnt noch immer ein Heilsversprechen inne: das vom schnellen Ankommen. Ein Mythos, fernab grauer Pendlerrealität, aber glänzend genug, um in skurrile Wortschöpfungen wie "Daten-Autobahn" Eingang zu finden. In NRW ist neuerdings von "Fahrrad-Autobahnen" die Rede, ein ebenso schräges wie pompöses Bild für gut ausgebaute Radwege in Ballungsgebieten, aber eben eines, mit dem Michael Groschek, der SPD-Verkehrsminister des Landes, geschickt zu punkten vermag. Denn wer wollte etwas einwenden gegen die Verbesserung des Radwegenetzes, das am Rhein wie im Revier bislang recht stiefmütterlich behandelt wurde? Radeln ist gesund, die CO2-Bilanz blitzsauber, und seit der Erfindung von Elektro-Bikes lassen sich auch längere Distanzen leichter zurücklegen. Nur wird man den Eindruck nicht los, als lenkte die rot-grüne Landesregierung, wenn sie ihre Alternative für Staugeplagte preist, vom eigentlichen Problem ab: von verrottenden Straßen und Brücken, von überlasteten Verkehrsknoten, die immer noch nicht entschärft sind. Hätte man sich darum nicht mehr kümmern müssen? Aber wie sagte schon Peer Steinbrück so schön: Hätte, hätte - Fahrradkette!
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