Rheinische Post: Kommentar
Arabische Demokratie
= Von Martin Kessler
Düsseldorf (ots)
Nun hat Angela Merkel den Friedensnobelpreis doch nicht bekommen. Ernstlich hat das auch kaum jemand erwartet, am wenigsten sie selbst. Und sie dürfte nicht allzu unglücklich darüber gewesen sein. Denn zu viel Heiligenschein schadet bisweilen in der Politik, das musste auch Friedensnobelpreisträger Willy Brandt erfahren. Stattdessen hat die norwegische Jury eine politisch einflussreiche Gruppe in Tunesien bedacht, die sich für einen friedlichen Übergang des Landes von einer Diktatur zu einer zivilen Gesellschaft mit demokratischen Institutionen eingesetzt hat. Das ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten in der von Gewalt und Bürgerkrieg erschütterten arabischen Welt. Auch wenn es in Tunesien Anschläge und Morde der Islamisten gab, ist die heutige Regierung mit Ausnahme Israels die einzig verfassungsrechtlich legitimierte in Nordafrika oder dem Nahen Osten. Das Nobel-Komitee setzt damit ein richtiges Signal: Es ist auch in der arabischen Welt möglich, ein Gemeinwesen auf demokratischer Grundlage aufzubauen. Es fehlen leider nur die Nachahmer.
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