Rheinische Post: Kommentar
Wenn eine "Union" regiert und opponiert
= Von Gregor Mayntz
Düsseldorf (ots)
Dienen Parteitage gewöhnlich zur Selbstvergewisserung der eigenen Anhänger, so wird Deutschland diesen Herbst zweimal auch von außen genau hinschauen: Im November, wenn die CDU-Vorsitzende die Seehofer-Partei besucht, und im Dezember, wenn der CSU-Vorsitzende bei der Merkel-Partei spricht. Stellvertretend für die unterschiedlichen Grundpositionen im Volk tragen die beiden Volksparteien den Streit um die Grundpositionen der Flüchtlingspolitik aus. Den Umfragewerten von CDU und CSU bekommt das schlecht. Es ist die Faustformel, die auch Seehofer zur Genüge kennt: Wer regiert und gegen die eigene Politik opponiert, wird automatisch abgestraft. Beinahe jeden Tag liefert der CSU-Chef den Rechtspopulisten in AfD und Pegida neue Zitate frei Haus, die belegen sollen, warum Merkels Politik gescheitert ist. Das wird sich noch mehr rächen. Merkels und Seehofers "Union" wird wohl noch deutlich stärker abstürzen als von 43 auf 35 Prozent. Dahinter steckt der besondere Blick Bayerns auf die täglich neuen Flüchtlingsscharen - und auch das Ringen zwischen Seehofer und seinem Möchtegern-Nachfolger Markus Söder um die Lufthoheit über Stammtischen und CSU-Stimmungen.
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