Rheinische Post: Kommentar
Neuer alter Krieg
= Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Die Taliban, die 2001 von der Macht in Afghanistan verjagt wurden, holen sich diese scheibchenweise zurück. Derzeit sind die Extremisten drauf und dran, die Provinz Helmand im Süden Afghanistans zu erobern. Die Taliban sind aber in der Lage, überall im Land zuzuschlagen. Im September hatten sie zeitweilig die nordafghanische Stadt Kundus erobert. Vor zwei Wochen griffen die Islamisten den zweitgrößten und schwer befestigten Flughafen des Landes in Kandahar an, kurz darauf sogar die Hauptstadt Kabul. Die dortige Regierung wirkt völlig überfordert, ihre Armee desorganisiert. Wegen der verschlechterten Sicherheitslage beschloss die Nato unlängst, den geplanten Abzug zu verschieben und in praktisch unveränderter Stärke von etwa 12.000 Soldaten in Afghanistan zu bleiben. Die Bundeswehr erhöhte ihr Kontingent sogar leicht. Aber das wird nicht ausreichen. In Afghanistan ist ein Krieg, der nur halbherzig beendet wurde, wieder voll entbrannt. Wir werden uns bald entscheiden müssen, ob wir den Kampf erneut aufnehmen. Oder aber Afghanistan achselzuckend den Taliban überlassen.
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