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Rheinische Post: Kommentar: Deutsch-amerikanische Freundschaft auf Probe

Düsseldorf (ots)

Sind die Amerikaner noch unsere Freunde? Die Selbstverständlichkeit der transatlantischen Freundschaft ist mit den US-Wahlen ins Wanken geraten. Amerika hat uns nach dem Zweiten Weltkrieg Demokratie, Freiheit, Frieden und Wohlstand gebracht. Künftig wird es von einem Mann angeführt, von dem wir nicht wissen, was ihm jene Werte bedeuten, die Amerika und Deutschland seit gut 70 Jahren verbinden. Verständlich, dass die Reaktionen der deutschen Politik teils hoch emotional ausfielen. Auch für Kanzlerin Merkel ist der Ausgang dieser Wahl ein persönlicher Schlag. In ihrer Jugend in der DDR waren die USA ihr Sehnsuchtsort. Ihre romantischen Vorstellungen vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat sie zwar längst mit einem realistischen Blick auf die kriselnde Weltmacht getauscht. Der Blick war aber nicht scharf genug, einen Sieg Trumps einzukalkulieren. Ein Fehler, wie sich nun herausstellt. Die Bundesregierung steht blank da. Es gibt keine belastbaren Kontakte ins Trump-Lager. In den nächsten Wochen und Monaten wird es also nicht nur mühsam, persönliche Kontakte aufzubauen. Auch die Frage, wie die amerikanische Administration tickt, wie sie über die Konfliktherde in der Welt denkt und was sie plant, wird für Deutschland vorerst im Nebel bleiben. Für das deutsch-amerikanische Verhältnis ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten die härteste Probe seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Merkel weiß nicht, ob Trump als Präsident so niveaulos agiert, wie er im Wahlkampf geredet hat. Deshalb nannte sie die Werte freier Gesellschaften als Grundbedingung für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Diesen Kompass sollte sie fest in der Hand behalten im Umgang mit dem neuen Amerika.

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