Rheinische Post: Kommentar
Der Terror reicht von Aleppo nach Ankara
= Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Der russische Botschafter wird mitten in Ankara erschossen. In einem Land also, das sich seit dem Sommer im Ausnahmezustand befindet, wo drastische Sicherheitsvorkehrungen gelten und die höchste Terrorwarnstufe. Es stimmt, gegen Anschläge kann es trotz aller Vorkehrungen keinen absoluten Schutz geben. Gleichwohl wirft der Mord an dem Diplomaten die Frage auf, wie weit die Regierung von Präsident Erdogan die Lage im Land noch kontrolliert. Während die Bedrohung durch islamistische und kurdische Terrorakte hoch ist wie nie, hat Erdogan durch eine blindwütige Hexenjagd gegen angebliche Putschisten und Anhänger des verfemten Predigers Gülen seine Verwaltung, die Armee und den Sicherheitsapparat geschwächt. Die Türkei ist verwundbar wie nie. Auch wenn dieser Anschlag wohl gar nicht der Türkei selbst galt. Noch ist nicht gesichert, ob es sich bei dem Anschlag um die Tat eines Islamisten handelte, aber es weist alles darauf hin. Damit handelte es sich vermutlich um einen Racheakt für Russlands Beteiligung am Syrienkrieg. Lange sah es so aus, als hielten sich die Kosten des Syrien-Abenteuers für Wladimir Putin in Grenzen. Aber nun könnte der Terror irgendwann auch Russland selbst erreichen.
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