Rheinische Post: Kommentar
Sicherheit begreifen
= Von Thomas Reisener
Düsseldorf (ots)
Worüber debattiert dieser Landtag da eigentlich? Es ist doch völlig egal, ob der Begriff "No-Go-Areas" rechtsfreie Räume meint oder nur Angsträume, in denen niemand wohnen will. Klar ist: Die Bürger wollen beides nicht. Der Staat muss nicht nur objektive Sicherheit gewährleisten, die der NRW-Innenminister gerne mit Statistiken über rückläufige Kriminalität zu belegen versucht. Auch die gefühlte Sicherheit muss gewährleistet sein. Man muss überall im Land leben können, ohne sich bedroht zu fühlen. Wer Sicherheit so begreift, muss auch nicht mehr über Begriffe streiten. Klar ist aber auch: Die Polizei allein kann es nicht richten. Unsere Gesellschaft zerfällt in immer größere Einkommensunterschiede, immer mehr Ethnien, Lebensentwürfe und Weltanschauungen. Der viel beschworene "gesellschaftliche Konsens" ist kaum noch sichtbar. Die neue Unsicherheit ist auch ein Ergebnis dieser Atomisierung. Wir brauchen nicht nur mehr Polizei. Wir brauchen auch mehr Soziologen, Religionswissenschaftler und Sozialpädagogen, die uns helfen, die neue Komplexität zu verstehen.
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