Rheinische Post: Kommentar: Europa zu Gast bei Freunden
Düsseldorf (ots)
Im deutschen Fußball läuft vieles schief. Doch so schlimm kann der Zustand gar nicht sein, als dass er eine Vergabe der EM 2024 an die Türkei rechtfertigen würde. Es wäre ein prekäres Signal gewesen, das Turnier einem Land anzuvertrauen, das von einem Despoten regiert wird und die Menschenrechte mit Füßen tritt. Dass in Deutschland die Euphorie trotz des Zuschlags eher gedämpft ist, hat sich die Branche selbst zuzuschreiben. Der Fußball ist so allgegenwärtig geworden, dass er viel von seiner Magie verloren hat. Zersplitterung der Spieltage, immer spätere Anstoßzeiten, Knatsch um Videoschiedsrichter, Hickhack der Funktionäre: Es gibt viele Gründe, warum es zu einer Entfremdung zwischen Anhängern und dem Spiel kommt. Die Zuschauerzahlen sind noch hoch. Doch es hat sich etwas grundlegend geändert: Viele Fans sind zu Kunden geworden, die eine Show geliefert bekommen wollen. Für den DFB ist das Turnier in sechs Jahren eine Chance zu zeigen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Und es ist für Deutschland eine Chance, sich als weltoffenes Land zu präsentieren. Europa zu Gast bei Freunden. Das wäre eine tolle Botschaft in einer Zeit, in der immer mehr Menschen um Abgrenzung bemüht sind.
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