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Kommentar
Ein Denkmal als Mahnmal = Von Horst Thoren

Düsseldorf (ots)

Das Gesetz lässt zu, was in Gelsenkirchen kaum einer versteht. Mitten in der Stadt darf ein Lenin-Denkmal errichtet werden. Eine kommunistische Splitterpartei setzt den Koloss heute vor ihre Deutschland-Zentrale. Die Aufregung ist groß. Es kann doch nicht sein, dass einer der großen Massenmörder der Geschichte solchermaßen geehrt wird? Die Absicht der Linksextremisten scheint klar: Sie wollen ihr politisches Idol feiern. Vielleicht aber erreichen sie mit ihrer gezielten Provokation sogar etwas Gutes. Zumindest in Gelsenkirchen wird über Terror und Gewaltherrschaft diskutiert, gibt es eine inhaltliche Auseinandersetzung über Kommunismus und politische Unterdrückung.

Der Streit um die Lenin-Statue von Gelsenkirchen führt darüber hinaus zu einer grundsätzlichen Frage: Wer hat eigentlich hierzulande ein Denkmal verdient? Das Lenin-Denkmal bedeutet einen Schlag ins Gesicht aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, weil hier ein Despot verherrlicht werden soll. Zu Zeiten von Kaisern und Königen bekam jeder ein Denkmal, der eine Krone trug. Selbst die größten Missetäter wurden solchermaßen hervorgehoben. Amt und Macht waren schon bei den Cäsaren Maßstab für die Erhebung, nicht zwingend Ehre und Verdienst.

Wenn jetzt vielerorts einstmals hochgelobte Würdenträger vom Sockel gestürzt werden sollen, geht es häufig auch um eine veränderte geschichtliche Betrachtung und moralische Wertung. Die Alternative zum Denkmalsturz könnte auch hier die inhaltliche Debatte sein. Wie der unsägliche Lenin von Gelsenkirchen bräuchten wohl auch andere Statuen im Land wenigstens eine einordnende Erklärung. So wird das Denkmal zum Mahnmal - für die Freiheit zu streiten und Demokratie zu schützen.

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