Kommentar: Schalke scheitert an Schalke
Düsseldorf (ots)
Der FC Schalke 04 will mal wieder einen Neuanfang wagen. Diesmal sind wohl auch die letzten Geldreserven aufgebraucht. Marketingvorstand Alexander Jobst spricht ganz staatstragend von einer Zäsur für den Verein, verspricht totale Transparenz und sagt, er sei "committed", die Aufgabe anzugehen. Jobst arbeitet seit 2011 für die Königsblauen und hat seither offenbar nicht die Sprache des Ruhrgebiets gelernt. Dort ist man zwar durchaus in der Lage, auch total international zu reden. Doch die Herzen gewinnt man nicht, wenn man sich "committed", sondern wenn man malocht. Was vielleicht nur wie eine Petitesse klingt, ist ein Problem auf Schalke: Der Klub droht beliebig zu werden. Große Worte, noch größere Ankündigungen, verbunden mit Begriffen wie "Transparenz". Klingt schick, heißt aber was ganz genau? Der Fehler war, am Tag nach dem Rücktritt des bis dahin übermächtigen Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies große Veränderungen in Aussicht zu stellen. Schalke ist an Schalke gescheitert. Weil man kräftig sparen muss, ist das internationale Geschäft mittelfristig nicht mehr das Ziel. Trainer David Wagner soll machen. Hauptsache, der Betrieb läuft einigermaßen weiter. Das kann nicht der Anspruch sein. Sportvorstand Jochen Schneider versucht, den Zustand so zusammenzufassen: "Träumen dürfen wir nicht mehr." Das Problem: Schalke ist nicht für Technokraten, sondern für große Träumer erschaffen worden. Ein Zufluchtsort für die Malocher aus der Region, die dort für 90 Minuten abschalten konnten. Schalke hat schon vor einiger Zeit den Sprung in die Moderne verpasst. Der Klub muss schwer aufpassen, dass ihn nicht das gleiche Schicksal wie andere Traditionsvereine ereilt. Viele von ihnen sind nur noch zweitklassig, andere ganz von der Bildfläche verschwunden.
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