Rheinische Post: Modell Irak Leitartikel von Godehard Uhlemann
Düsseldorf (ots)
Die Verhandlungen über eine künftige irakische Verfassung haken. Notgedrungen wurde die Abgabefrist für den Entwurf verlängert. Doch diese Schamfrist führt nicht aus der Sackgasse. Das Hauptproblem ist die Staatsstruktur. Die Kurden im Norden und die Schiiten im Süden wollen ein föderales Modell, denn sie denken nicht daran, ihre in Jahren aufgebauten Autonomierechte abzugeben. Beide Regionen sind überdies reich an strategisch wichtigem Öl. Die Sunniten lehnen das Modell ab, denn sie fürchten, dass dann der Irak als Staat zur Disposition stehen könnte und sie als kleinere Volksgruppe zwischen den beiden anderen zerrieben würden. Daran kann die Noch-Schutzmacht USA auch keinen Gefallen finden, denn der Zerfall des Irak würde die gesamte Region erschüttern und nachhaltig verändern. Die Kurden würden einen Nordstaat proklamieren und damit die Türkei herausfordern. Ihr käme das gänzlich ungelegen, denn dann geriete auch ihre Einheit in Gefahr, weil die türkischen Kurden weg von Ankara wollen. Sollten sich die USA wegen der Atomfrage zu stark mit Iran anlegen, droht auch eine Solidarisierung unter den Schiiten in den Irak hinein. Und schon abgemagerte Demokratisierungswünsche der USA für die Region blieben unerfüllt.
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