Rheinische Post: Was uns die große Flut lehrt
Düsseldorf (ots)
Von Torsten Casimir
Klimawandel ist eine abstrakte Sache. Weit weg. Spielt in langen Zeiträumen. Ursachen unklar. Klimawandel ein Thema also für später, wie überhaupt der Wandel nichts herzugeben scheint für den Tag. "Wandel" ist das ideale Aufschubwort. Offenbar fällt es allen Menschen (Politiker bilden da keine Ausnahme) schwer, Entscheidungen zu treffen in Bezug auf Ereignisse, deren Eintreten mutmaßlich nicht mehr in die eigene Lebensspanne fällt. Deshalb ist bis zum Erleben des Gegenteils die Rente sicher. Und deshalb landet bei Klimagipfeln der Tagesordnungspunkt "Erderwärmung" gern auf Wiedervorlage. Solange man danach heimfliegt und die Bude steht noch. Nun kommt es aber immer öfter vor, dass die Bude nicht mehr steht. Klimawandel wird eine konkrete Sache. Nah dran. Hat schon angefangen. Ursache klar: der Mensch und seine Treibhausgase. Folgen noch klarer: weltweit häufiger mal Extremwetter. Es gab eine schöne alte Hoffnung auf die Heuristik der Furcht, zu deutsch: dass Gefahr uns Klugheit lehren möge. Vielleicht braucht ja eine Intelligenz, die aufs Gelingen des persönlichen Lebens trainiert ist, erst die große Flut, um zu sehen, dass das Gelingen globalen Lebens anders organisiert werden muss. Vielleicht spülen ja erst Wetterkatastrophen ökologisches Bewusstsein an. Letzte Hoffnung. Die jetzt schon Betroffenen wird es nicht trösten.
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