Rheinische Post: Tag ohne Heißwachs
Düsseldorf (ots)
Von Lothar Schröder
Wenn man schon an sechs Tagen der Woche viele Stunden Videos ausleihen und Autos durch Waschstraßen schicken kann, dann ist es kaum einzusehen, warum dies nicht auch am siebten Tage möglich sein soll. Sagen zumindest die jeweiligen Interessenverbände. Weil ein Sonntag ohne Ausleihe und Heißwachs was Komisches sein muss. Der siebte Tag wird zum Ausnahmezustand für alle, denen Gott und Kirche schnuppe sind. Was tun an diesem Tag? Die säkularisierte Gesellschaft antwortet darauf mit erheblichem Freizeit-Aktivismus. Das Dumme: Die Freizeit ist die Freizeit des anderen. Wirklich freie Zeit ist verpönt, wirkt fast wie Blaumachen. Dabei ruhte selbst Gott aus, nachdem sein Sechs-Tage-Werk vollbracht war. Heute klingt Innehalten vielen abschreckend und das Wort Besinnung so altmodisch wie der Begriff vom "Tag des Herrn". Was nicht falsch ist, schließlich feiern Christen seit vielen hundert Jahren sonntags die Auferstehung des Herrn. Der Sabbat ist ein Geschenk Israels, eine Art Weltkulturerbe. Das kann man kaum verordnen, wie es der fast schon aus-gehöhlte Artikel zur Sonntagsruhe im Grundgesetz beweist. Dieses Erbe muss man leben, um zu erkennen, dass es mehr als blöder Heißwachs ist.
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