Rheinische Post: Ankara überzieht
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
Im Streit um die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei naht die Stunde der Wahrheit. Die Türkei prahlt mit einem Bizeps, der nicht viel Kraft entwickelt. Entweder die EU gibt endlich grünes Licht und wir verhandeln, oder wir drehen uns um und gehen. Warum eigentlich verhandeln, wenn die Türkei ein erfülltes Leben außerhalb der EU für denkbar erachtet? Wo ist denn die Notwendigkeit eines Vollbeitritts und nicht einer privilegierten Partnerschaft, wenn die politische Maxime "Alles oder Nichts" zur politischen Richtschnur wird? Ankara überzieht. Es verliert das Augenmaß und glaubt, mit Erpressung Eindruck schinden zu können. Schließlich wollen die Türken der EU beitreten und nicht 25 EU-Länder der Türkei. Es ist selbstverständlich, dass der Aufnahmekandidat mit allen Mitgliedern des Klubs Verbindungen pflegt und nicht einen wie einen Paria ausspart. Doch genau das macht Ankara mit Zypern. Wenn die EU in dieser Frage windelweich einknickt, darf sie sich nicht wundern, wenn ihre Autorität zur Lachnummer wird. Die Frage Zypern ist nicht eine Frage, die die EU beantworten muss. Ankara hat den eigenen Bürgern bei diesem Problem Sand in die Augen gestreut.
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