Rheinische Post: Geiger - Dirigentin
Düsseldorf (ots)
Von Reinhold Michels
Auch wenn heute der CSU-Kongress seinen Vorsitzenden Stoiber mit einem satten Wiederwahl-Ergebnis im Amt bestätigt, spielt der Münchner fortan im Orchester der Unionsparteien bestenfalls die erste unter zahlreichen Geigen. Dirigentin dagegen ist die Kanzlerkandidatin Merkel. Sie bestimmt, wie musiziert wird. Der krachende Delegierten-Jubel für Merkel, vor allem Stoibers Schwüre von Treue und herzlichem Einvernehmen mit ihr, machten auch dem größten Fan des Bayern klar, dass in der Union langsam eine neue Zeit, eine Zeit jüngerer Kräfte angebrochen ist. Die CSU-Delegierten durften sich bewusst gewesen sein, dass es Stoiber war, der den gemeinsamen Wahlkampf in den vergangenen Tagen öfter fahrlässig belastet hat, als es der Union insgesamt lieb sein konnte. Innenminister Becksteins Aufforderung an die CSU, Merkel hundertprozentig und nicht nur zu 95 Prozent zu unterstützen, konnte man als Kritik an Stoiber verstehen. Sicherlich wird die CSU einen großen Anteil zum Wahlresultat der Union beitragen, ohne den kräftigen "Südwind" schafft es Merkel nicht ins Kanzleramt. Keimender Hochmut der großen gegenüber der kleinen Parteischwester ist also ebenso falsch wie es die Primus-Allüren bayerischer Muskelprotze sind.
Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell