Rheinische Post: Auf den Kanzler kommt es an
Düsseldorf (ots)
Von Sven Gösmann
Es gehört zu den gern erzählten Legenden der Politik, dass in Koalitionsverhandlungen erst die Sachfragen und dann die Personalfragen geklärt werden. Natürlich schwingt bei jeder Sachfrage immer schon die Frage nach der Persönlichkeit mit, die sie lösen soll. Das gilt für den Kreistag ebenso wie für den Bundestag, erst recht aber für das Amt des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland. Insofern steht am Anfang aller Beratungen über eine große Koalition die Frage nach dem Regierungschef, besser: der Regierungschefin. Nur wenn klar ist, wer in einer schwarz-roten Koalition den Kanzler stellen wird, kann mit Aussicht auf Erfolg über die Inhalte dieses Bündnisses geredet werden. Alle anderen Behauptungen, die von der SPD noch erhoben werden, sind dem Kampf um die beste Ausgangsposition für die anstehenden Verhandlungen geschuldet. Die politische Erfahrung und Einsicht lehrt solche Kämpen der Parteipolitik wie SPD-Chef Franz Müntefering gewiss anderes, als weiter vollmundig den Anspruch seiner Partei auf die Kanzlerschaft zu erheben. Halblaut räumt das übrigens bereits der aktuelle Klassensprecher der Sozialdemokratie, der Mainzer Ministerpräsident Kurt Beck, ein. Das mag man als Sägen am Schröderschen Sessel werten. Oder einfach nur als Rückkehr in die Realität der Machtpolitik. Die Regel eins des schwarz-roten Koalitionsvertrages kann jedenfalls nur lauten: Der nächste Kanzler wird kein Sozialdemokrat sein.
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