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Rheinische Post: Was die Wähler wirklich wollen

Düsseldorf (ots)

Von Sven Gösmann
Gewürge, Machtkampf, Nervenkrieg. Mit negativen Begriffen sind 
manche schnell bei der Hand, wenn sie den Berliner Koalitionspoker 
beschreiben wollen. Doch ist es wirklich so schlimm, wenn die 
Parteien ein paar Wochen um Positionen und Posten streiten? Haben wir
italienische Verhältnisse, weil es mehr als ein Abendessen unter 
Spitzenpolitikern braucht, bis eine komplexe politische Situation 
gelöst wird?
Es geht schließlich um viel. Um energische Reformen, die alle 
ungefähr beschreiben können: Entbürokratisierung, ein gerechtes 
Steuersystem, ein zukunftstaugliches Gesundheitswesen und und und. 
Doch wie diese Reformen dann im Kleingedruckten ausgestaltet werden, 
will gut überlegt sein. Das beweisen die Flops von Rot-Grün bei 
Arbeitsmarkt und Gesundheit: gut gemeint, eilig erdacht, schlecht 
gemacht.
Natürlich ist es wünschenswert, dass ab Sonntag klar ist, wie der 
nächste Regierungschef heißt. Aber mit einem Namen und der 
Zuschneidung von Ministerien beginnen die Aufräumarbeiten auf der 
Baustelle Deutschland erst. Die Unterhändler dürfen deshalb nicht den
Fehler machen, rasch mit halbherzigen Kompromissen das murrende 
Wahlvolk beruhigen zu wollen. Sonst käme die Enttäuschung der 
Menschen schneller als der Ertrag der Reformen. Hartz IV ließe 
grüßen, und der rote Oskar würde sich ins Fäustchen lachen.

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