Rheinische Post: Der Frauenfall
Düsseldorf (ots)
Von Kathrin Lenzer
Wieder so ein Fall. Ein Frauenfall. Wieder einer, der zugleich Regel und Ausnahme ist, zugleich zürnen und hoffen lässt. Das ist er: Die französische Politikerin Ségolène Royal bringt sich als Kandidatin für die Regierungsspitze ins Spiel und wird von ihren Konkurrenten mit sexistischen Sprüchen bekämpft. Das ist immer so, ist übel und dumm, aber nicht weiter verwunderlich. Mächtige Männer, die noch mehr Macht wollen, treten diese nicht kampflos an andere ab. Auch nicht an andere Männer. Warum dann an eine Frau? Anders Frauen. Und das macht den Fall zur Ausnahme. Frauen wie Angela Merkel und Ségolène Royal sind sehr selten, weil viele Frauen erst gar keine Macht wünschen, gleich gar nicht offensiv darauf Anspruch erheben. Sie könnten sich ja unbeliebt machen, und das möchten sie nicht. Drum warten sie gerne, bis sie gefragt werden. Fragt sie nur selten wer, weil: siehe oben. Und weil sie sich selbst die Macht nicht zutrauen, misstrauen sie Geschlechtgenossinnen, die ausdrücklich danach streben. Und mokieren sich über deren Frisur, was ebenfalls sexistisch ist, nur mit anderen Vorzeichen. Mit Machogehabe werden Frauen locker fertig. Was uns mehr kosten wird: mit uns selbst fertig zu werden.
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