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Rheinische Post

Rheinische Post: Problem Stoiber?

Düsseldorf (ots)

Von Sven Gösmann
Die Wahlsieger an der Spitze haben sich mühsam zusammengerauft. 
Der eine glaubt, er sei eigentlich der rechtmäßige Kanzler. Doch 
durch schicksalhafte Umstände ist es sein Rivale geworden. Die neue 
Regierung ist noch nicht im Amt, da gehen dem Unterlegenen die Gäule 
durch. Er trifft eigensinnig Personalentscheidungen, stellt den 
Machtanspruch des Regierungschefs in Frage und gibt den Anwalt der 
kleinen Leute. So war das vor sieben Jahren bei Oskar Lafontaine und 
Gerhard Schröder. Ende bekannt.
Wird es bei Edmund Stoiber und Angela Merkel etwa ähnlich? Die ersten
Wochen des schwarzen Tandems lassen jedenfalls nichts Gutes erwarten.
Edmund Stoiber, bereits im Wahlkampf das, was Politstrategen eine 
"losgerissene Kanone" auf dem Deck des eigenen Schlachtschiffs 
nennen, schießt weiter fröhlich in die eigenen Reihen. Dabei trifft 
er andere, aber auch sich selbst.
Erst war da sein wochenlanges Zieren, ob er ins Kabinett wechselt. 
Dann säte er öffentlich Zweifel an der Richtlinienkompetenz der neuen
Kanzlerin. Jetzt pflanzte er Angela Merkel noch den ungeliebten Horst
Seehofer ins Kabinett. Ganz nebenbei verdeckte Stoiber den deutschen 
Wählern so noch den Blick auf die respektable Minister-Riege, die 
Angela Merkel gestern vorstellte: mit Schwergewichten wie Schäuble 
und Schavan, politischen Talenten wie von der Leyen und Jung.
Der Chef der Sieben-Prozent-Partei CSU agiert offenbar noch sehr aus 
seiner bayerischen Weltsicht heraus - nach dem Münchner Motto: Ich 
bin so gut, die Opposition mach' ich gleich noch mit. Man muss kein 
Prophet sein, um in seinem Ego eines der Probleme der großen 
Koalition, vor allem aber ihrer künftigen Kanzlerin zu erahnen.
Bei so viel schepperndem Porzellan könnte Angela Merkel leicht das 
Murren aus ihrem größten CDU-Landesverband überhören. Sollte sie aber
nicht. Kein Christdemokrat aus Nordrhein-Westfalen ist künftig im 
Kabinett vertreten. Die Union an Rhein und Ruhr sitzt nur am 
Katzentisch der Parteipolitik: Der neue Generalsekretär Ronald 
Pofalla wird seine Sache gewiss gut machen. Aber in einer großen 
Koalition droht ihm das Schicksal, mehr als Sekretär die Partei 
organisieren zu müssen, denn als General in die politische 
Feldschlacht zu ziehen.
Der zweite Hoffnungsträger, Norbert Röttgen, bleibt, was er in der 
Fraktion war - Geschäftsführer. Und Norbert Lammert wird sicher ein 
guter Bundestagspräsident sein. Der aber hat überparteilich zu 
agieren.
Wer also vertritt die Interessen des größten Bundeslandes in der 
neuen Bundesregierung? Gleich drei Sozialdemokraten: Finanzminister 
Peer Steinbrück, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und 
Sozialminister Franz Müntefering. Das ist gut fünf Monate nach dem 
Wahltriumph vom 22. Mai kein überzeugendes Verhandlungsergebnis für 
die Landes-CDU und ihren Chef Jürgen Rüttgers.

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