Rheinische Post: Besser nicht krank werden VON TORSTEN CASIMIR
Düsseldorf (ots)
Auch wenn wir das landesübliche Getöse von Standesvertretern vorweg abziehen, bleibt berechtigte Sorge. Niedergelassene Ärzte, die ihre Angestellten bezahlen, ihre Geräte finanzieren und ihre Praxismiete aufbringen müssen, können oft nicht mehr gut schlafen. Im Kern stimmt, was die protestierenden Mediziner heute in Köln und bundesweit beklagen. Die Rahmenbedingungen in der Kassenmedizin machen auch dem überzeugtesten Doc keine Freude mehr. Die Folge zeigt sich bereits - in der Flucht aus dem einst so begehrten Beruf. Unterfinanzierung der kassenärztlichen Versorgung ist ein Problem (im übrigen dasjenige, zu dem ein Teil der Ärzte durch nach wie vor mangelndes Kostenbewusstsein beiträgt). Ebenso schwer wiegt aber eine immer absurdere Bürokratie, die zu Lasten der ärztlichen Hauptaufgabe, der Zuwendung zum Patienten, erledigt werden muss. Ebenso schwer wiegt auch die Gängelung des Arztes. Von dessen Therapiefreiheit bleibt im Namen von Wirtschaftlichkeit und anderen Vorgaben nicht viel übrig. Alle wichtigen Fragen warten auf Beantwortung: Wieviel und welche Versorgung soll jedem zustehen? Was darf Gesundheit kosten? Welche Freiheitsgrade im System sind möglich, ohne dass Solidarität im Grunde aufgegeben wird? Die Ärzte gehen auf die Straße. Die Politik vertagt das Problem, weil sie keine Idee hat, wie man sich einigen könnte. - Von Erkrankungen ist der Bevölkerung vorerst abzuraten.
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