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Rheinische Post: Die Koalition verrechnet sich

Düsseldorf (ots)

Leitartikel von Sven Gösmann
Man kann sie förmlich ächzen sehen in ihrem Sparkorsett, die 
Spitzen von Union und SPD. In den letzten Tagen haben vor allem die 
beiden Ober-Haushaltssanierer Peer Steinbrück und Roland Koch den 
Verhandlern die Luft zum Denken noch weiter abgeschnürt: 35 
Milliarden, 43, 62, gar 70 Milliarden Euro groß soll das 
Haushaltsloch sein. So haben die verängstigten Großkoalitionäre aus 
ihrer Reformrunde eine erweiterte Haushaltsausschuss-Sitzung gemacht.
Das sind bekanntlich keine Zusammenkünfte, die vor Phantasie 
strotzen.
So liest sich dann auch das bisher Erreichte wie einer dieser 
halbherzigen Kompromisse aus der Brüsseler EU-Bürokratie. Sachfremde 
Details werden gegeneinander aufgerechnet, damit die Partei-Rechnung 
am Ende stimmt: Wir akzeptieren Euren Atomausstieg, wenn Ihr uns bei 
unserer Lockerung des Kündigungsschutzes entgegenkommt. Wir nehmen 
Eure Mehrwertsteuer-Erhöhung, wenn Ihr uns die "Reichensteuer" 
abkauft.
Eine Gleichung, die nicht aufgeht. Steuererhöhungen zum Füllen leerer
Staatskassen haben noch nie einen Wachstumsimpuls ausgelöst. Und 
Politik besteht nicht nur aus Ausgaben-, sondern auch aus 
Aufgabenkritik. Angela Merkel hat in längst verdrängten 
Wahlkampfzeiten die richtigen Fragen gestellt: Wie viel und welchen 
Staat brauchen wir in Zukunft? Darauf gibt es bislang nicht einmal 
den Hauch einer Antwort aus Berlin.

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