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Rheinische Post: Osthoffs zweiter Geburtstag

Düsseldorf (ots)

Von Reinhold Michels
Das Schicksal der Susanne Osthoff hat deren Landsleute emotional 
zwar nicht kalt gelassen; erschüttert hat es sie aber nicht. Es gab 
sogar gleichgültige Reaktionen der Art, die Frau habe sich in Gefahr 
begeben, also trage sie Mitschuld, wenn sie darin umkomme. Nachdem 
die italienische Journalistin Guiliana Sgrena im Irak verschleppt 
worden war, gingen Hunderttausende Italiener mitfühlend auf die 
Straße. Umso ehrenwerter waren die bescheidenen Mahnwachen für 
Osthoff, die Freilassungs-Appelle von Kanzler a.D. Schröder, von 
Kirchenvertretern oder von hier lebenden Muslimen. Ob die 
unterschiedliche Anteilnahme bei Osthoff und Sgrena 
völkerpsychologisch zu erklären ist oder mit der Person einer zum 
Islam Konvertierten zu tun hat, die ihren Landsleute rätselhaft 
vorkommen mag, ist eine Überlegung wert.
Der Bruder der Entführten fasst in Worte, was die Archäologin und 
deren Angehörige durchlitten haben: Es sei nicht zum Aushalten 
gewesen. Ob die Frau, die das alte Kulturland Irak liebt und ihm seit
Jahren beisteht, von ihren Entführern irrtümlich für eine Spionin 
gehalten wurde, ob Osthoff Glück im Unglück hatte, weil sie nicht 
unter Sarkawis erbarmungslose Kopfabschneider geraten ist, ob Berlin 
Osthoff freigekauft hat  dies bleibt unklar. Man sollte sich jetzt 
schlicht darüber freuen, dass ein Mensch seinen zweiten Geburtstag 
erleben darf.

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