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Rheinische Post: Stellvertreter-Streik - Von ANTJE HÖNING

Düsseldorf (ots)

Streiks im öffentlichen Dienst sind Deutschland
stets teuer zu stehen gekommen: Elf Prozent mehr Lohn hatte 
Gewerkschafts-Chef Heinz Kluncker 1974 nach drei Tagen Streik 
herausgeholt, immerhin noch 5,4 Prozent schaffte Monika Wulf-Mathies 
1992 nach elf Tagen Streik. Auch dieses Mal sollen Bürger, deren 
Mülltonnen nicht geleert und deren Kinder nicht betreut werden, 
leiden, damit die Gewerkschaft ihre Klientelinteressen durchsetzen 
kann. Und doch ist vieles anders. Diesen Streik führt die 
Gewerkschaft nicht aus einer Position der Stärke, sondern der 
Schwäche. Verdi ist zu schwach, um sich gegen die Länder zu wehren, 
die 2004 den Arbeitszeit-Vertrag und damit die 38,5-Stunden-Woche 
aufkündigten. Nun sollen die kommunalen Beschäftigten die Kastanien 
für die Landes-Angestellten aus dem Feuer holen. Selbst das geht nur 
dort, wo die Städte Verdi den Gefallen taten und ebenfalls den 
Tarifvertrag kündigten. In NRW taten sie es bislang noch nicht.
Hierbei kann die Gewerkschaft nur verlieren: zuerst das 
Verständnis der Bürger, dann ihren Ruf, verlässlicher 
Verhandlungspartner zu sein. Schließlich haben die Städte, die jetzt 
die 40-Stunden-Woche wollen, nur eine Öffnungsklausel genutzt, die 
Verdi ihnen erst vor einem Jahr zugestanden hat.

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