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Rheinische Post: Kritik am Präsidenten? - Von SVEN GÖSMANN

Düsseldorf (ots)

Der Arbeitsauftrag des Bundespräsidenten findet
sich in der für ihn vorgegebenen Eidesformel im Grundgesetz: "Ich 
schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, 
seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die
Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten 
gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. 
So wahr mir Gott helfe."
Horst Köhler nimmt diesen Arbeitsauftrag sehr ernst. Er wählt 
dafür das einzige Mittel, das unsere Verfassung ihm gewährt - das 
Wort. Er weist auf Fehlentwicklungen in Politik und Gesellschaft hin.
Er mahnt regelmäßig überfällige Reformen an. Das ist unangenehm für 
die Politik. Zumal die große Koalition mit tönender Reform-Rhetorik 
an die Arbeit gegangen ist, ohne dass bislang Taten gefolgt wären.
Die öffentliche Kritik an diesem Missstand zerrt offenbar an den 
Nerven der Koalitionäre. Wie anders ist zu erklären, dass ein 
erfahrener Politiker wie der SPD-Fraktionsvize Joachim Poß den 
Bundespräsidenten einen "Besserwisser" schimpft.
Das Amt des Bundespräsidenten ist über dem politischen 
Tagesgeschäft angesiedelt worden. Ihm soll somit nicht zuletzt das 
Schicksal der Reichspräsidenten der Weimarer Republik erspart werden,
deren Würde im Gezänk der Tagespolitik Schaden litt. Nicht erst 
gestern ist diese Grenze übertreten worden. Demokratie und ihre 
Institutionen - allen voran der Präsident - benötigen jedoch den 
Respekt der Bürger. Die Parteipolitiker sollten ihre Worte 
sorgfältiger wählen.

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