Rheinische Post: Abendland wird selbstbewusster
Düsseldorf (ots)
Von Reinhold Michels
Bei Bert Brecht heißt es, wer die Wahrheit nicht kenne, sei ein Dummkopf; wer die Wahrheit kenne und sie eine Lüge nenne, sei ein Verbrecher. Das klingt schroff, ist aber nicht falsch. Auch die jetzt weltbekannten Redepassagen über Gewalttendenzen im Islam, mit denen der Papst jüngst in Regensburg überrascht hat, werden nicht dadurch unwahr, dass Benedikt im Gewand des Gelehrten eben nicht kieselglatt-diplomatisch aufgetreten ist. Nachdem in der muslimischen Welt wirklicher Zorn herrschte oder die Wonnen der Empörung genossen wurden, fiel die westliche Welt mehrheitlich durch Schreckhaftigkeit auf. Ein "Musste-er-das-so-sagen?" lag in der Luft, wo immer zwei Westler die Köpfe zusammensteckten. Dass der Papst ein Recht auf freie Rede hat, noch dazu, wenn diese Wahrheit und Klarheit die Ehre zu geben versucht und religiös motivierte Gewalt nicht tabuisiert, leuchtet immer mehr Politikern ein, so etwa dem EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso oder Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch. Sieht man ab von dem töricht-untauglichen Versuch des US-Präsidenten George Bush, den Papst für den Anti-Terror-Krieg zu instrumentalisieren, festigen die verspäteten Kommentare zu Benedikts Rede den Eindruck, dass abendländisches Duckmäusertum nachlässt und Selbstbewusstsein wächst.
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