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Rheinische Post

Rheinische Post: Die Entdeckung der Unterschicht

Düsseldorf (ots)

Von Sven Gösmann
Ob hinter dem Seidenweberhaus in Krefeld, auf dem Bismarckplatz in
Mönchengladbach oder vor dem Hauptbahnhof in Düsseldorf  in jeder 
größeren Gemeinde kann man das Phänomen besichtigen, das die Politik 
jetzt scheinbar erstaunt entdeckt: Es gibt Menschen, die durch alle 
gesellschaftlichen Gitter gerutscht sind, am Ende im besten Falle 
aufgefangen vom löchriger werdenden sozialen Netz. Den letzten Halt 
liefert die Flasche, etwas Wärme die Gemeinschaft mit anderen 
Verlierern.
Vier Prozent der West- und bis zu 25 Prozent der Ostdeutschen leben 
am unteren Rand unserer Gesellschaft. Sie sind geprägt von der 
Erfahrung, dass ihre Arbeitskraft nicht benötigt wird, dass sie in 
einer Erwerbsgesellschaft nichts mehr zählen. Die Gruppe dieser 
Menschen wird täglich größer, zumal Hartz IV einstige Unterschiede 
zwischen Sozialhilfekarrieren und vorübergehend Arbeitslosen 
verwischt hat. Vor ein paar Jahren wurden die Entbürgerlichung vieler
und deren Antriebs- und Hoffnungslosigkeit als "neue Armut" bestaunt.
Jetzt heißt es Unterschicht. Ansonsten hat sich wenig geändert. Dabei
gibt es Auswege, voran ein geduldiges wie auch hartes Eingreifen des 
Staates ins Private: Druck, aber auch Anreize zum Arbeiten, 
Möglichkeiten zum Bildungserwerb, tägliche Hilfe bei der 
Kindererziehung. Das Ziel würde es lohnen: ein gerechteres Land.

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Telefon: (0211) 505-2303

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