Rheinische Post: Saddam verurteilt
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
Das Todesurteil gegen Saddam Hussein kann nicht überraschen. Offenkundige Verbrechen des früheren irakischen Staatschefs gegen die Menschlichkeit sind nicht zu leugnen. Doch das Urteil wird den Irak innerlich nicht mit sich selbst aussöhnen können, weil der Schuldspruch weder einen Schlussstrich unter die Ära Saddam Hussein ziehen kann noch die verfeindeten Volksgruppen aussöhnt. Sollte Saddam Hussein hingerichtet werden, droht eine Ausweitung der ohnehin schon überbordenden Gewalt- und Terrortaten und damit das Abrutschen in einen Bürgerkrieg. Die Uno, die EU, amnesty und andere wollen die Urteilsvollstreckung verhindern. Das mag gelingen, weil sich das Berufungsverfahren hinziehen kann. Doch sie können der irakischen Justiz nicht den weiteren Weg vorschreiben und damit Druck ausüben. Saddam Hussein steht in weiteren Fällen vor Gericht, und die Nachkommen der Opfer wollen Gerechtigkeit. Die Iraker urteilen ihren früheren Diktator ab. Es ist keine von den USA dominierte Siegerjustiz, wie lassen sich sonst die Freudenrufe der Schiiten und Kurden über das Urteil erklären? Notwendig ist die Aufarbeitung einer gemeinsamen Geschichte. Sie tut Schiiten, Sunniten und Kurden weh.
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