Rheinische Post: Du sollst nicht töten
Düsseldorf (ots)
Von Sven Gösmann
Es ist kaum möglich, Mitleid mit Saddam Hussein zu empfinden. Der irakische Ex-Diktator war ein widerlicher Schlächter, sein Leben hinterließ eine Blutspur auf unserem Planeten. Und doch war der Moment, in dem ihm die Scharfrichter die Schlinge um den Hals legten, eine Niederlage für die Menschheit. Die Todesstrafe ist in den aufgeklärten Gesellschaften unserer Welt geächtet. Der Gedanke, dass der Mensch sich zum Herren über Leben und Tod aufschwingt, ist im christlichen Abendland verpönt. Immer wieder neu müssen wir uns die Erkenntnis erarbeiten, dass wir Verbrechen welcher Art auch immer nicht mit einem Verbrechen sühnen dürfen. Der Tod von Saddam Hussein im letztlich immer noch von den USA kontrollierten Irak ist daher ein völlig falsches Signal. Die westliche Führungsmacht, die Tag für Tag nicht zuletzt durch ihr Festhalten an der Todesstrafe mehr von ihrer Vorbildfunktion einbüßt, hat die Welt im Nahen Osten nicht besser gemacht. Die Aussage von US-Präsident George Bush, Saddams Hinrichtung sei ein "Meilenstein" auf dem Weg zu einem demokratischen Irak, ist nur ein neues Zeugnis seiner notorischen Schlichtheit. Der einzig wahre Meilenstein für die USA und ihre Gefolgsleute im Irak wäre es, auf die Todesstrafe zu verzichten.
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