Rheinische Post: Schock-Rakete
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
China hat einen seiner alten Wettersatelliten im All abgeschossen, und die Amerikaner regen sich auf, als sei es einer von ihren gewesen. Die Aufregung ist aus US-Sicht nachvollziehbar. Es geht gar nicht um das Abschussziel an sich, sondern um die technische Fähigkeit, es zu erreichen. Die Chinesen haben von der Erde aus mit einer Rakete den Satelliten "gekillt". Das hatte bisher noch niemand geschafft. Dieser Erfolg wirbelt auch bisher liebevoll gepflegte Denkmuster durcheinander. Die Chinesen holen enorm auf. Ihr technologischer Fortschritt wird auch militärisch genutzt. Das wiederum verstärkt die Schlagkraft der Armee, zwingt Nachbarn zur Nachrüstung und setzt eine Rüstungsspirale in Bewegung. Im kurz vor Jahresende veröffentlichten Weißbuch zur Landesverteidigung steht, dass Mitte des Jahrhunderts die chinesische Armee so ausgerüstet und "in der Lage ist, unter Bedingungen der Kommunikationstechnologie geführte Kriege auch zu gewinnen". Amerika ist aufgebracht, weil Spionagesatelliten nun ebenso leicht abgeschossen werden können wie Nachrichtensatelliten, die zur Führung moderner Kriege schon heute eingesetzt werden. Chinas Demonstration ist ein Schock, weil er die bisherige eigene Überlegenheit in Frage zu stellen droht.
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