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Universität Mannheim

Mannheimer Corona-Studie: Starke soziale Ungleichheit bei Home-Office und Kurzarbeit
93 Prozent der Eltern betreuen ihre Kinder zu Hause

Mannheimer Corona-Studie: Starke soziale Ungleichheit bei Home-Office und Kurzarbeit / 93 Prozent der Eltern betreuen ihre Kinder zu Hause

Als Vertiefung der täglichen Berichte zur Mannheimer Corona-Studie stellt ein Team von Sozialforschern der Universität Mannheim die sozio-ökonomischen Unterschiede in der Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung der Bevölkerung in einem Schwerpunktbericht dar. Dieser bezieht sich auf die Ergebnisse der Studie vom 20. März bis einschließlich 3. April.

Prof. Dr. Katja Möhring, Dr. Elias Naumann und Maximiliane Reifenscheid zeigen in ihrem Bericht auf, wie sich die Arbeitssituation der Beschäftigten durch die Maßnahmen der Pandemiebekämpfung verändert, unter anderem auch der Anteil der Personen in Kurzarbeit. Dabei unterscheiden sie nach Bildungshintergrund, Einkommenssituation, Berufsgruppe und familiärer Situation.

Deutlich wird, dass nach wie vor gut die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland beim Arbeitgeber vor Ort arbeitet. Dem gegenüber steht ein gutes Viertel, dass im Home-Office tätig ist. "Bei der Beschäftigungssituation seit Beginn der Corona-Krise sehen wir starke Unterschiede nach Bildungs- und Einkommensgruppen. Deutlich mehr Personen mit hohem Bildungsabschluss und gutem Verdienst arbeiten im Home-Office, Personen mit niedrigem Bildungsabschluss sind dagegen stark von Freistellungen und Kurzarbeit betroffen", sagt Prof. Möhring. So arbeiten 44 Prozent der Personen mit Hochschulabschluss im Home-Office, bei Personen mit Real- oder Hauptschulabschluss liegt dieser Anteil nur bei 15 bzw. 10 Prozent. Ersichtlich wird ebenso, dass es bezüglich des Home-Office-Anteils kaum Unterschiede zwischen kinderlosen Personen und jenen mit Kind(ern) gibt. "Die Möglichkeit zum Home-Office folgt also eher den Erfordernissen der Tätigkeit als der familiären Situation", ergänzt Möhring. Kurzarbeit, Freistellung und Arbeitslosigkeit treffen vor allem die Menschen, die schon vor der Corona-Krise nur ein geringes Einkommen zur Verfügung hatten. Besonders stark betroffen ist das Gastgewerbe, hier sind bereits fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Kurzarbeit oder arbeitslos.

In Bezug auf die Kinderbetreuung differenziert der Bericht nach verschiedenen Betreuungsformen innerhalb und außerhalb des Haushalts. Dabei wird auch die Aufteilung der Betreuungsarbeit zwischen den Partnern aufgezeigt. Der Trend ist eindeutig: Etwa 93 Prozent aller Eltern betreuen ihre Kinder zu Hause selber und weniger als zwei Prozent der Eltern mit Kindern im Kita- und Grundschulalter nutzen die Notfallbetreuung. Sprangen vor der Corona-Pandemie noch in etwa 8 Prozent der Familien die Großeltern regelmäßig als Betreuung ein, ist dies mittlerweile nur noch bei 1,4 Prozent der Fall. Bezogen auf die Verteilung der Kinderbetreuung im Haushalt zeigt sich, dass in der Hälfte der Fälle Frauen alleine die Kinderbetreuung übernehmen und in je einem Viertel die Betreuung entweder von beiden Partnern oder nur vom Mann übernommen wird.

Die Mannheimer Corona-Studie

Die Gesellschaftsstudie wird im German Internet Panel (GIP) am Sonderforschungsbereich 884 "Politische Ökonomie von Reformen" der Universität Mannheim durchgeführt. Das interdisziplinäre Forscherteam befragt die Studien­teilnehmerinnen und -teilnehmer nun auf täglicher Basis zu relevanten Themen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Ergebnisse werden täglich aufbereitet und auf der Website des GIP veröffentlicht. Schwerpunktberichte geben weitere Hintergründe zum Leben in Zeiten der Corona-Pandemie.

Laut Prof. Dr. Blom, Leiterin des GIP und der Mannheimer Corona-Studie, "bietet die Methodik des German Internet Panel eine einzigartige Möglichkeit, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesellschaft tagesaktuell in einer Zufallsstichprobe der allgemeinen Bevölkerung zu untersuchen." Für sie gehe mit den Möglichkeiten des GIP auch eine gesellschaftliche Verpflichtung einher: "Mit der Mannheimer Corona-Studie möchten wir dazu beizutragen, den Einfluss der Corona-Krise auf Deutschland zu verstehen und die Öffentlichkeit sowie Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft täglich über die gesellschaftlichen Entwicklungen zu informieren", so Blom. Deutschland stehe noch vor dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. Es sei abzuwarten, welche gesellschaftlichen Auswirkungen diese noch mit sich bringe. Diese Entwicklungen wird die Studie langfristig dokumentieren. "Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in den vergangenen Tagen aufopferungsvoll an der qualitativ-hochwertigen Durchführung und Auswertung der Studie gearbeitet, um der Öffentlichkeit zeitnah Ergebnisse zu Verfügung zu stellen. Das ist eine wissenschaftliche Höchstleistung", so Blom weiter.

Die Methodik der Studie in Kurzfassung

Die Studie baut auf der Methodik und Infrastruktur des German Internet Panels (GIP) auf. Das GIP basiert auf einer Zufallsstichprobe der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland und wir seit 2012 regelmäßig durchgeführt. Für die Mannheimer Corona-Studie wurde die GIP-Stichprobe in zufällige Substichproben unterteilt, die jeweils einem anderen Wochentag zugeordnet wurden. An jedem Wochentag wird daher ein zufälliger Teil des GIP befragt.

Innerhalb einer Woche bleibt der Fragebogen genau gleich. Auch über die Wochen hinweg, werden die Fragebögen möglichst konstant gehalten, um eine tägliche Fortschreibung der Ergebnisse über einen langen Zeitraum zu erlauben. Die Studie möchte aber auch tiefergehende Schwerpunktanalysen zu ausgewählten Themen durchführen und unvorhergesehene Ereignisse abdecken. Dazu wird der Fragebogen jede Woche evaluiert und für die nächste Woche aktualisiert.

Links:

Kontakt: 
Prof. Dr. Katja Möhring
Lehrstuhl für Makrosoziologie
Universität Mannheim
Tel.  +49 621 181-2030
E-Mail:  moehring@uni-mannheim.de   
Yvonne Kaul
Forschungskommunikation
Universität Mannheim
Tel. +49 174 3146512
E-Mail:  kaul@uni-mannheim.de 
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