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Drei Jahre Krieg in der Ukraine: Medikamente werden für viele zum Luxusgut

Drei Jahre Krieg in der Ukraine: Medikamente werden für viele zum Luxusgut
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Tönisvorst (ots)

Kurz vor dem dritten Jahrestag des Ukraine-Kriegs häufen sich bei action medeor die Alarmmeldungen: Raketenbeschuss in Odessa, Angriff auf ein Heizkraftwerk in Mykolajiw, Zerstörung des zentralen Umspannwerks in Cherson. Über 100.000 Menschen sind jetzt in der Region ohne Heizung - und das bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. In Cherson ist außerdem die Stromversorgung ausgefallen und mit ihr die Wasser- und Abwasserversorgung. "Das führt zu akuten Gesundheitsrisiken für die Menschen in der Stadt", berichtet Markus Bremers, Pressesprecher von action medeor. Er war erst vor wenigen Wochen selbst in der Region, weil action medeor dort zusammen mit lokalen Partnern humanitäre Projekte umsetzt. Jetzt organisiert er zusammen mit Kollegen schnelle Hilfe, um die neue Notlage der Menschen zu lindern. "Wir haben zum Glück schon vor einiger Zeit eine Lieferung mit Stromgeneratoren auf den Weg in die Südukraine gegeben", sagt Bremers. "Jetzt versuchen wir, diese Generatoren so schnell wie möglich in die betroffenen Gebiete zu bringen."

Seit drei Jahren ist action medeor im Südosten der Ukraine aktiv, hat zusammen mit verschiedenen lokalen Partnerorganisationen rund um Odessa, Mykolajiw und Cherson gleich mehrere humanitäre Projekte auf den Weg gebracht. Von der kostenfreien Medikamentenausgabe in kriegszerstörten Dörfern über Wasserversorgung und warme Mahlzeiten für Zehntausende in den Städten bis hin zur Winterhilfe in Form von Öfen, Heizmaterial, Decken und warmer Kleidung reichen die Hilfsleistungen. "Viele Menschen sind auf diese Hilfen angewiesen, um zu überleben", bringt es Bremers auf den Punkt. Die medizinische Versorgung sei nämlich in der Ukraine inzwischen auch zu einem sozialen Problem geworden. "Die Preise für Medikamente sind seit Februar 2022 um 25 bis 60 Prozent gestiegen", berichtet Bremers. Gleichzeitig musste der ukrainische Staat kriegsbedingt viele Sozialleistungen zurückfahren, darunter auch die kostenfreie Ausgabe von Medikamenten. "Viele Menschen können sich daher Gesundheit schlicht nicht mehr leisten", so Bremers. "Medikamente werden für viele zum Luxusgut. Manche müssen täglich entscheiden, ob sie Essen oder Medizin kaufen - beides geht nicht."

Bei seiner letzten Reise hätten ihm viele Menschen berichtet, dass sich ihre Lebenssituation im dritten Kriegswinter verschlechtert habe, sagt Bremers. Und das beträfe nicht nur ihre wirtschaftliche und soziale Lage, sondern auch ihre psychische Verfassung. "Es sind die andauernden Verluste und der Stress. Die Menschen verlieren ihre Familien, ihre Angehörigen, ihr Zuhause, ihre Sicherheit, ihre Wurzeln, ihre Gesundheit. Und die andauernde Bedrohung durch Raketen und Drohnen versetzt sie in permanente Anspannung, die sich auch gesundheitlich negativ auswirkt", so Bremers.

Wenn es um die Gesundheitsversorgung von Menschen im Krieg geht, dächten viele, dass es hauptsächlich um Verletzungen und Wundversorgung geht, meint Bremers. "Tatsächlich ist aber die Versorgung chronischer Krankheiten das größte Problem", stellt er klar. Längst gebe es in der Ukraine einen Anstieg von stressbedingten Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch von Diabetes und Tumorerkrankungen. "Das liegt auch daran, dass viele Menschen lange nicht mehr beim Arzt waren und diese Dinge erst jetzt diagnostiziert werden", erklärt Bremers.

Besonders hart seien die Lebensumstände in den Gebieten, die nahe der Front liegen. "Die Häuser sind zerstört, in manchen Dörfern gibt es kein Haus mehr, das nicht beschädigt ist. Viele leben ohne Strom, Wasser und Gas", berichtet Bremers. "Schulen, Kindergärten, Geschäfte, Apotheken oder ärztliche Versorgung - das alles gibt es in diesen Dörfern nicht mehr." Daher hat action medeor mobile Dienste eingerichtet, die die Menschen auch nahe der Front aufsuchen. "Wir bringen ihnen Medikamente, organisieren ärztliche Beratung, liefern Öfen und Heizmaterial", fasst Bremers zusammen, "und wir hören manchmal auch einfach nur zu - und zeigen den Menschen, dass sie nicht vergessen sind."

Wer die Arbeit von action medeor unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun. Man kann online spenden unter www.medeor.de und dort auch seine Adresse für eine Spendenquittung hinterlassen. Klassisch geht es über IBAN DE78320500000000009993 bei der Sparkasse Krefeld, Spendenstichwort: "Ukraine".

Die Aktivitäten von action medeor in der Südukraine (Regionen Odessa, Mykolajiw und Cherson) im Überblick:

  • Ausgabe von kostenfreien Medikamenten: insgesamt wurden in Odessa und in den zerstörten Dörfern um Mykolajiw und Cherson rund 412.000 kostenfreie Medikamente ausgegeben
  • Kostenfreie mobile medizinische Beratung und ärztliche Behandlung für rund 20.000 Menschen in den zerstörten Dörfern rund um Mykolajiw und Cherson
  • Errichtung und Modernisierung eines Ärztezentrums in der Region Odessa, das rund 22.000 Menschen medizinisch versorgt; ein weiteres in der Region Mykolajiw ist geplant.
  • Winterhilfe: Ausgabe von Öfen, Heizmaterial, Decken und warmer Kleidung an 5.300 bedürftige Familien, die keine Heizung haben
  • Wasserversorgung für 65.000 Menschen in Städten mit zerstörter Infrastruktur (Mykolajiw und Cherson)
  • Mittagstisch für Kinder aus armen Familien in Tschernomorsk und Cherson, insgesamt rund 82.000 Mittagessen
  • Brotausgabe und Verteilung warmer Mahlzeiten für Bedürftige in Mykolajiw, seit 2022 wurden rund 1,8 Millionen Brote und 250.000 warme Mahlzeiten ausgegeben
  • Psychosoziale Angebote für kriegstraumatisierte Kinder und Erwachsene in Odessa, Mykolajiw und Tschernomorsk mit insgesamt rund 1.000 Teilnehmenden
  • Spielenachmittage für Kinder, die in zerstörten Dörfern rund um Mykloajiw und Cherson leben, rund 20-50 Kinder pro Nachmittag
  • Hilfstransporte aus Deutschland mit Medikamenten und medizinischem Equipment: über 1.000 Tonnen Hilfsgüter mit einem Gesamtwert von mehr als 13 Millionen Euro hat die "Notapotheke der Welt", wir action medeor auch genannt wird, seit Februar 2022 auf den Weg in die Ukraine gebracht. Empfänger sind über 185 Krankenhäuser im ganzen Land.

Pressekontakt:

action medeor
Dr. Markus Bremers
markus.bremers@medeor.de
02156 / 9788-178
0152 / 540 421 56

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