Bahn führt neues Trassenpreissystem zum 01. April 2001 ein
Frankfurt am Main (ots)
Die Deutsche Bahn AG führt zum 1. April 2001 ein neues Trassenpreissystem (TPS) ein.
Ursprünglich war geplant, das neue TPS bereits im Januar 2001 einzuführen. Am 22. November 2000 wurde jedoch das Vermittlungsverfahren zwischen Europäischem Rat und Parlament zum sogenannten Infrastrukturpaket abgeschlossen. Die Umsetzung in nationales Recht muss spätestens im Jahr 2003 erfolgt sein. Die Bahn wollte bei ihrem neuen TPS möglichst auch die europäischen Planungen gleich mit betrachten.
Eine zwischenzeitliche Überprüfung hat ergeben, dass die Systematik des neuen TPS grundsätzlich mit den Vorgaben der EU-Richtlinie im Einklang steht.
"Das neue Trassenpreissystem, das wir jetzt einführen, ist weniger komplex als das bisherige System. Es ist ein lineares Preissystem, es gibt also keine degressiven Effekte für Großabnehmer von Trassenleistungen - damit haben wir möglichen Vorwürfen der Bevorzugung von DB-Verkehrsunternehmen vorgebeugt. Außerdem werden wir das neue TPS im Internet veröffentlichen und somit größtmögliche Transparenz schaffen", sagt Dagmar Haase, Vorstand Marketing, Vertrieb der DB Netz AG. "Die Trassenpreise liegen im Niveau durchschnittlich auf der gleichen Höhe wie bisher. Allerdings gibt es Verschiebungen zwischen Intensivnutzern und Geringnutzern der Infrastruktur. In konkreten Einzelfällen profitieren insbesondere die kleineren Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die Intensivnutzer müssen dafür in der Summe etwas mehr zahlen."
"Im Jahr 2000 hat die Bahn ihre Trassenkilometer (TKM) auf 984 Mio. TKM gesteigert. Der Außenumsatz, also der Umsatz mit Dritten, stieg überproportional um mehr als 30 %. Mit dem neuen TPS wird dieser erfreuliche Trend sicher fortgesetzt, vielleicht sogar forciert", sagt Dr. Matthias Zieschang, Vorstand Finanzen, Controlling der DB Netz AG.
Die grundsätzliche Neuerung des TPS besteht darin, dass das bisherige zweistufige Preissystem durch ein einstufiges ersetzt wird. Es gelten für alle Kunden die gleichen Preise, unabhängig davon, welche Trassenkapazitäten abgenommen werden.
In seiner Struktur setzt sich das neue TPS aus den drei Elementen Grundpreis, Produktfaktor und gegebenenfalls einem Sonderfaktor zusammen.
Der Grundpreis basiert auf der jeweiligen Streckenkategorie. Dazu wurde das Streckennetz in sechs Kategorien des Fernnetzes, zwei Kategorien der Zulaufstrecken und eine Kategorie für S-Bahn-Strecken eingeteilt.
Für verkehrlich besonders belastete Abschnitte ist darüber hinaus ein Auslastungsfaktor vorgesehen. Durch diese verkehrslenkende Wirkung wird ein preislicher Anreiz zur Nutzung bislang schwächer ausgelasteter Strecken gegeben.
Die Produkte setzen sich insgesamt aus vier Premium- und drei Standardtrassen, die jeweils mit Produktfaktoren hinterlegt sind, zusammen. Zu den Premiumprodukten zählen die vertakteten Nah- und Fernverkehrstrassen sowie die besonders schnellen Expresstrassen im Personen- und Güterverkehr. Die Standardtrassen setzen sich aus nicht vertakteten Trassen des Nah- und Fernverkehrs, weniger schnellen Güterverkehrstrassen sowie Zubringertrassen zusammen.
Für schwere Güterverkehre mit einem Gewicht ab 1.200 Tonnen, die die Netzinfrastruktur besonders stark beanspruchen, ist eine zusätzliche gestaffelte Lastkomponente vorgesehen.
Sonderfaktoren fließen dann in die Preisgestaltung ein, wenn bei den geplanten Verkehren Besonderheiten vorliegen, beispielsweise Lademaßüberschreitungen oder auch Trassennutzungen außerhalb der üblichen Besetzungszeiten.
Der Trassenpreis errechnet sich aus der Multiplikation der einzelnen Komponenten aus Grundpreis, Produktfaktor und möglichem Sonderfaktor. Ergänzend können Last- oder NeiTech-Zuschläge hinzukommen.
Mit Einführung des neuen TPS steht eine CD-ROM mit ausführlichen Informationen und einem Kalkulationsprogramm zur Verfügung. Kunden und Interessenten haben damit die Möglichkeit, den exakten Trassenpreis für die gewünschte Trasse eigenständig zu errechnen. In den nächsten Monaten werden die Voraussetzungen geschaffen, diese Berechnungen auch online im Internet durchführen zu können.
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