Ors0453: Bergsteiger als Reinigungskräfte bei der Bahn
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Berlin (ors) -
Anmoderation (Vorschlag)
Eigentlich sollte das Glas der Aussen-Scheiben des Bahnhofes Kassel-Wilhelmshöhe selbstreinigend sein. Das jedenfalls hatte der Hersteller der Glasscheiben versprochen. Deshalb hatte man beim Bau der Glasdächer 1991 auch auf den Einbau eines sogenannten Fahrkorbes verzichtet, von dem aus man die Scheiben hätte reinigen können. Aber mit der Zeit wurde der Verschmutzungsgrad der Scheiben immer höher. Jetzt setzt die Bahn Bergsteiger ein, um die Glasfassaden zu reinigen.
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Um die großen Glasfronten im Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe zu reinigen, braucht es schon richtige Bergsteiger-Qualitäten. Über das Dach seilen sich die Reinigungskräfte ab, um an die Glasscheiben über den Bahnsteigen zu gelangen. Eine Fähigkeit, die bundesweit nur 3 Firmen aufbieten können. Während auf den Gleisen in 20 Meter Tiefe Cargo-Züge durch den Bahnhof rattern, sorgen die schwebenden Reinigungskräfte Mit Schwamm und Reiniger ausgestattet dafür, dass die Reisenden wieder den nötigen Durchblick bekommen, durch die verschmutzten Scheiben des Bahnhofs. Bei nächtlichen Temperaturen nahe Null Grad ein ziemlicher Knochenjob für die Männer um Stephen Guse:
O-Ton (ors04531) Stephen Guse, Gewerbekletterer
Die Scheiben werden so blitzeblank, weil wir richtig daran scheuern. Das ist einmal die Körperkraft und dann haben wir da ein säurehaltiges Mittel drin, mit Wasser zersetzt. Das ist im Verhältnis vier, fünf zu eins also das macht uns nichts aus das Material und es löst halt gut den Schmutz, weil es meistens von Diesellok, Bremsstaub und so was ist.
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Statt Transparenz und Klarheit zu verkörpern, verkamen die Glasscheiben seit ihrem Bau 1991 immer mehr zu undurchsichtigen Staub- und Dreckfängern. Besonders betroffen waren dabei die Scheiben, die direkt an den Durchfahrgleisen für Güterzüge liegen. In Zusammenarbeit mit der betriebseigenen Bahnreinigungsgesellschaft (BRG) in Frankfurt plante das Bahnhofsmanagement von Ralf König deshalb die aufwändige Reinigungsaktion.
O-Ton (ors04532) Ralf König, Bahnhofsmanager Kassel-Wilhelmshöhe
Also die Pläne gehen eigentlich schon seit Mitte diesen Jahres, diese Scheiben hier zu reinigen. Allerdings steckt da ein ziemlicher logistischer Aufwand hinter. Wir haben einen ziemlich regen Zugverkehr hier in Wilhelmshöhe. Und das ganze findet ja unter dem rollenden Rad statt. Das heißt, wir mussten erst Planungen haben, dass Gleise gesperrt werden konnten, dass Züge umgeleitet werden und so weiter.
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Durch die Nachtarbeit wird sichergestellt, dass es zu keinen Verspätungen im Reiseverkehr kommt. Während der Arbeit werden die Oberleitungen aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.
Möglich wurde der Hausputz bei der Bahn durch die sog. "Sauberkeitsoffensive" des Unternehmens. Allein in Hessen lässt sich die Bahn die Reinigung der Bahnhöfe in diesem Jahr 17,3 Mio Mark kosten. Das sind sieben Millionen Mark mehr als im Vorjahr. Aber damit die Scheiben des Kasseler Bahnhofes wieder glänzen bedarf es mehr als Körperkraft und Geschicklichkeit der Reinigungskräfte. Günter Groh, Projektleiter Nordhessen der Bahneigenen Reinigungsgesellschaft
O-Ton (ors04533) Günter Groh
Ich habe also sieben oder acht Chemikalien ausprobiert. Und auf Grund dessen, dass der Bremsstaub eben gut neun Jahre drauf war, und auch die Kalkablagerungen durch den Regen und die ganz normalen Umwelteinflüsse hat keine Chemie gegriffen, nur diese eine und da sind wir auch recht zufrieden, auf Grund des Ergebnisses, was wir jetzt hier vorfinden, das ist schon toll.
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Insgesamt drei Wochen dauert die Reinigungsaktion. Bis zum 16. November kann man das kletternde Reinigungsteam im Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe noch beobachten, jeweils zwischen 21:30 Uhr und 5:30 Uhr.
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