Liberalisierung im Schienengüterverkehr geht weiter voran / Zwischenwerksverkehr von Opel über 3 Länder optimiert
Mainz (ots)
Die Liberalisierung des europäischen Schienengüterverkehrs nimmt weiter konkrete Formen an: Mit dem Opel Benelux-Express realisieren drei europäische Partnerbahnen, DB Cargo AG, die niederländische Railion Benelux und die belgische SNCB in einer beispiellosen Zusammenarbeit den europaweiten Werksverkehr von Opel. Erstmals wird hier grenzüberschreitender Verkehr unter Berücksichtigung der aktuellen EU-Richtlinien durchgeführt.
"Unsere gemeinsame Perspektive ist ganz klar: nur durch einen grenzüber-schreitenden Lok- und Lokführereinsatz von Deutschland nach Belgien entfallen unnötige Zwischenstopps und damit unnötiger Zeit- und Qualitätsverlust", erklärte Karl Michael Mohnsen, DB Cargo Vorstand Wagenladungsverkehr, bei einer Pressefahrt mit dem Opel Benelux-Express Ende November in Emmerich. Außerdem konnte mit dem neuen Weg über die Niederlande eine kürzere Fahrtstrecke realisiert werden, die nicht nur Zeit spart, sondern auch den Einsatz eines längeren Zuges möglich macht. Mohnsen: "Dadurch können wir die Fracht auf weniger Züge verteilen. Das verbessert die Umweltbilanz."
Die Entwicklung des Opel Benelux-Express wurde auf Opel-Initiative durchgeführt, mit dem Ziel, die gesamte Logistikkette effizienter zu gestalten. Dazu Eddy Geysen, Chairman and Managing Director Opel Belgium sowie GME, Vice President EU Affairs anlässlich der Vorstellung des Zuges: " Im Rahmen der Philosophie eines verlängerten Fließbandes und einer schlanken Produktion war für uns eine Verbesserung der Effizienz und Qualität der gesamten Logistikkette entscheidend. Im übrigen wickelt Opel bereits 95 Prozent der gesamten Zwischenwerksverkehre über die Schiene ab. Daher haben wir DB Cargo gebeten, uns eine Lösung für eine optimierte Abwicklung anzubieten."
Die optimale Qualität, dabei auch noch just in time die beförderten Waren an ihr Ziel bringen, und das auch noch zu einem günstigen Preis: Das waren die Anforderungen, denen sich DB Cargo stellen musste. "Bei der Entwicklung dieses Transportkonzepts konnten wir bereits auf die sehr guten Erfahrungen mit unserem niederländischen Partner Railion Benelux bauen", so Mohnsen.
Bereits seit mehreren Jahren gibt es zwischen den beiden Nachbarländern Optimierungen für die grenzüberschreitenden Verkehre. "Umfangreiche Schulungen erlauben es uns, niederländische Lokführer bis nach Deutschland fahren zu lassen und umgekehrt, deutsche Kollegen fahren die Züge teilweise bis Rotterdam."
Für die Strecke Antwerpen - Bochum wurden schon niederländische Lokführer ausgebildet, die bereits heute Züge bis Bochum durchfahren. Diese sind in den drei Sprachen geschult und kennen alle notwendigen Ländervorschriften.
Für Mitte 2003 ist angestrebt, die grenzüberschreitende Traktion bei diesen Transporten zum Standard zu machen. Dafür ist der Einsatz von elektrischen Mehrsystemloks bzw. von dafür geeigneten Dieselloks vorgesehen.
Zwei Zugpaare pendeln täglich zwischen Antwerpen und Bochum. Jeder Zug weist eine Länge von 670 Meter auf. Damit ist er um rund 40 Meter länger als die bisherigen Züge. Statt 1.100 Tonnen können so pro Zug 1.350 Tonnen Fracht transportiert werden. Die um knapp zwei Stunden kürzere Fahrzeit sowie die Erhöhung der Transportmenge sorgt dafür, dass ein drittes Zugpaar zwischen den Opel-Standorten wegfallen kann. Damit ist der Opel Benelux-Express nicht nur kostengünstiger und effizienter: Die Umwelt wird entlastet.
"Der Opel Benelux-Express ist ein wichtiger Teil unserer internationalen Strategie, die Liberalisierung im europäischen Schienengüterverkehr deutlich nach vorne zu bringen", so Karl Michael Mohnsen. Derartige Kooperationen helfen, dass die Schiene gegenüber dem Lkw-Verkehr zunehmend an Bedeutung gewinnen kann.
Albert Counet, Güterverkehrschef der SNCB, B-Cargo: "Auch im Kontext der Liberalisierung wollen die Belgischen Staatsbahnen und auch B-Cargo ein wichtiger Player im europäischen Eisenbahngüterverkehr bleiben. Hier kann B-Cargo besonders vom zentralen Standort des Antwerpener Hafens profitieren: Sowohl das deutsche, als auch das französische Hinterland sind leicht zu erreichen. Das bietet gute Perspektiven für B-Cargo, aber um den hohen Wachstums- und Kundenanforderungen gerecht zu werden, muss sich die Eisenbahn verändern. Im Brennpunkt stehen die Kundenbedürfnisse, und B-Cargo muss gleichzeitig kostengünstig produzieren. Dazu ist eine proaktive Einstellung notwendig. Nur so kann B-Cargo als verläßlicher und innovativer Schienen-transporteur wahrgenommen werden. Der Opel Benelux-Express ist ein gutes Beispiel für zukunftige Kooperationsformen zwischen den Eisenbahnunternehmen. Denn diese Kooperation orientiert sich an den Kundenanforderungen."
Insgesamt erbringt DB Cargo mehr als 50 Prozent seiner Verkehrsleistung von rund 74,5 Milliarden Tonnenkilometer (tkm) im internationalen Verkehr. Mit Railion Benelux und der SNCB wurden im letzten Jahr mehr als 17 Millionen Tonnen Güter auf der Schiene bewegt.
Durch Kooperationen mit ausländischen Bahnen und Beteiligungen verfolgt DB Cargo das strategische Ziel, die Grenzen im europäischen Schienengüterverkehr abzubauen und - vergleichbar mit dem Lkw - für freie Fahrt zu sorgen. So hält der Güterverkehr der Deutschen Bahn beispielsweise 20 Prozent der Anteile an der schweizerischen BLS Cargo AG. Gemeinsam arbeiten beide Bahnen daran, die Verkehre über die Lötschberg-Simplon-Achse weiterzuentwickeln und den grenzüberschreitenden Verkehr von und nach Italien strategisch und operativ auszubauen. Mit der Güterverkehrssparte der französischen Staatsbahn SNCF wurde im Frühjahr eine Kooperation geschlossen, die Schienentransporte zwischen den beiden Güterverkehrszentren Mannheim und Woippy/Elsass ermöglicht. Durch den Wegfall von Lok- und Personalwechsel an der deutsch-französischen Grenze sparen die Transporte so rund zwei Stunden Fahrt ein.
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