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Statistisches Bundesamt

LEBEN IN EUROPA 2006 EU-Indikatoren für Deutschland

Wiesbaden (ots)

LEBEN IN EUROPA 2006 ist eine Erhebung, die
EU-weit vergleichbare Daten über Armut und soziale Ausgrenzung 
ermittelt. Für LEBEN IN EUROPA 2006 wurden in Deutschland rund 13 800
private Haushalte sowie rund 26 000 Personen ab 16 Jahren in diesen 
Haushalten befragt.
Erste Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen, 
dass im Jahr 2005 knapp 13% der Bevölkerung in Deutschland 
armutsgefährdet waren. Die Armutsgefährdungsquote - das ist nach 
EU-Definition der Anteil der Personen, der mit weniger als 60% des 
mittleren Einkommens der gesamten Bevölkerung auskommen muss - lag 
2005 in den neuen Ländern und Berlin bei gut 15%, im früheren 
Bundesgebiet bei knapp unter 12%.
Referenzjahr für die Ermittlung der Armutsgefährdungsquote ist bei
LEBEN IN EUROPA jeweils das dem Erhebungsjahr vorausgegangene Jahr 
(hier: 2005). Zur Berechnung der Armutsgefährdungsquote wird nach dem
europäischen Standard zunächst das von allen Haushaltsmitgliedern 
tatsächlich erzielte Haushaltseinkommen herangezogen (darin sind 
Sozialtransfers enthalten). Dieses wird auf die Personen des 
Haushalts nach einem Gewichtungsschlüssel verteilt 
("bedarfsgewichtetes Äquivalenzeinkommen"), der die unterschiedliche 
Zusammensetzung von Haushalten berücksichtigt und den Umstand, dass 
Personen in einem Haushalt durch ihr Zusammenleben Einspareffekte bei
den laufenden Kosten erzielen. Zur Ermittlung des mittleren 
Einkommens der Bevölkerung wird der Median (Zentralwert) des 
Äquivalenzeinkommens verwendet (ausführliche Erläuterung im 
Methodenanhang).
Das so errechnete mittlere verfügbare Jahreseinkommen der 
Bevölkerung Deutschlands lag im Jahr 2005 bei 15 617 Euro pro Person.
Allein lebende Personen waren nach EU-Definition dann 
armutsgefährdet, wenn sie weniger als 9 370 Euro (oder 781 Euro 
monatlich) zum Leben hatten. Ein Haushalt mit zwei Erwachsenen und 
zwei Kindern unter 14 Jahren war bei einem verfügbaren 
Jahreseinkommen von weniger als 19 677 Euro (oder 1 640 Euro 
monatlich) armutsgefährdet.
Das mittlere verfügbare Einkommen armutsgefährdeter Personen lag 
20% unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle von 9 370 Euro. Diese 
Differenz ist ein Maß für den Einkommensunterschied, der zur 
Überwindung der Armutsgrenze fehlt und wird als relative Armutslücke 
bezeichnet.
Hinsichtlich der Verteilung der Einkommen auf die Gesamtbevölkerung 
hatten nach den Ergebnissen von LEBEN IN EUROPA 2006 die 
einkommensstärksten 20% der Bevölkerung ein rund vier Mal (4,1) so 
hohes Einkommen wie die einkommensschwächsten 20% der Bevölkerung.
Wie die Ergebnisse aus LEBEN IN EUROPA 2006 weiter zeigen, war die
ältere Generation (65-Jährige und Ältere) im früheren Bundesgebiet 
überdurchschnittlich (14%) von Armut betroffen, in den neuen Ländern 
und Berlin dagegen lag sie mit einer Armutsgefährdungsquote von 9% 
deutlich unter dem Durchschnitt der Bevölkerung.
Erwerbstätigkeit mindert das Armutsrisiko. So waren bundesweit nur
5,5% der im Jahr 2005 überwiegend (mehr als sechs Monate) 
Erwerbstätigen von Armut betroffen. Die Zahlung staatlicher 
Transferleistungen reduziert die Armutsgefährdungsquote der 
Bevölkerung deutlich: Bundesweit lag die Armutsquote vor 
Sozialtransfers (außer Pensions- und Rentenzahlungen) bei 26% und 
nach Sozialtransfers nur noch bei 13%. Die staatliche Hilfe greift in
ganz besonderem Maße bei jungen Menschen unter 18 Jahren 
(Armutsgefährdungsquote vor Sozialtransfers: 34%; nach 
Sozialtransfers: 12%).
Weitere Auskünfte gibt:
Zweigstelle Bonn,
Herbert Bolz,
Auskunftsdienst Wirtschaftsrechnungen und Zeitbudgets,
Telefon: (01888) 644-8880,
E-Mail:  private-haushalte@destatis.de
Eine zusätzliche Tabelle enthält die Online-Fassung dieser 
Pressemitteilung unter www.destatis.de.
Methodische Erläuterungen zur Ermittlung der Armutsgefährdung aus 
LEBEN IN EUROPA
LEBEN IN EUROPA (englisch: Community Statistics on Income and 
Living Conditions, EU-SILC) ist die EU-weit vergleichbare Datenquelle
über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Europa. Für die 
Statistik gelten in allen Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen 
sowie methodische Mindeststandards.
Ein Kernindikator, der aus LEBEN IN EUROPA ermittelt wird, ist die
Armutsgefährdungsquote. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der 
armutsgefährdeten Personen an der Gesamtbevölkerung ist. Zur 
Berechnung der Armutsgefährdungsquote wird zunächst das von allen 
Haushaltsmitgliedern tatsächlich erzielte Haushaltseinkommen des 
Vorjahres herangezogen (bei LEBEN IN EUROPA 2006 bezieht sich das 
Haushaltseinkommen auf das Jahr 2005). Es setzt sich zusammen aus dem
Einkommen aus selbstständiger und unselbstständiger Erwerbstätigkeit,
dem Einkommen aus Vermögen, Renten und Pensionen sowie empfangenen 
laufenden Transfers - wie zum Beispiel Arbeitslosengeld, Sozialhilfe 
oder Kindergeld. Direkte Steuern und Sozialbeiträge sind abgezogen. 
Dieses Haushaltseinkommen wird auf die Personen des Haushalts nach 
einem Gewichtungsschlüssel (Äquivalenzskala) verteilt, der 
unterschiedliche Haushaltsstrukturen berücksichtigt sowie den 
Umstand, dass Personen in einem Haushalt durch das Zusammenleben 
Einspareffekte bei den laufenden Kosten erzielen.
Die Äquivalenzskala weist jeder Person im Haushalt ein Gewicht zu.
Die erste erwachsene Person bekommt stets das Gewicht 1. Jede weitere
Person erhält ein Gewicht, das die Größenordnung des Mehrbedarfs 
berücksichtigen soll, der durch diese Person entsteht: Weitere 
Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren erhalten das Gewicht 0,5, Kinder 
unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. So ergibt sich bei einer Familie mit
zwei Kindern beispielsweise das Gesamtgewicht 2,1. Das verfügbare 
Haushaltseinkommen wird nun durch die Summe der Gewichte dividiert. 
Das so ermittelte Einkommen der Personen wird als "bedarfsgewichtetes
Äquivalenzeinkommen" bezeichnet und jeder Person im Haushalt als 
persönliches Äquivalenzeinkommen zugeschrieben. Zu beachten ist, dass
es sich beim Äquivalenzeinkommen um eine fiktive Rechengröße handelt.
Um das mittlere Einkommen zu ermitteln, wird der Median 
(Zentralwert) verwendet. Dabei werden die Personen ihrem 
Äquivalenzeinkommen nach aufsteigend sortiert. Der Median ist der 
Einkommenswert derjenigen Person, die die Bevölkerung in genau zwei 
Hälften teilt. Das heißt, die eine Hälfte hat mehr, die andere 
weniger Einkommen zur Verfügung. 60% dieses Medianwertes stellen die 
Armutsgefährdungsgrenze dar.

Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:

Statistisches Bundesamt
Telefon: (0611) 75-3444
E-Mail: presse@destatis.de

Original-Content von: Statistisches Bundesamt, übermittelt durch news aktuell

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