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Statistisches Bundesamt

Arbeitslosigkeit führt am häufigsten zur Überschuldung

Wiesbaden (ots)

Arbeitslosigkeit ist in Deutschland der
häufigste Auslöser für eine Überschuldungssituation bei 
Privatpersonen. Im Jahr 2007 wurde sie von knapp 30% der in 
Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen als Hauptgrund für ihre 
Überschuldung genannt. Auch andere Ereignisse wie zum Beispiel 
Trennung, Scheidung sowie Tod des Partners oder der Partnerin (14%), 
Erkrankung, Sucht oder Unfall (10%) führten zu kritischen 
finanziellen Situationen. 44% der überschuldeten Personen lebten 
allein und waren somit nicht direkt in eine Familie eingebunden. 
Damit waren Single-Haushalte, die einen Anteil von 38% an allen 
Haushalten ausmachten, überproportional von Überschuldung betroffen.
Diese und weitere Informationen zur Überschuldung privater 
Personen und zur Schuldnerberatung haben Roderich Egeler, Präsident 
des Statistischen Bundesamtes, und Heribert Rollik, Sprecher der 
Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), heute in
Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt.
212 von insgesamt rund 950 Schuldnerberatungsstellen beteiligten 
sich 2007 an der Überschuldungsstatistik des Statistischen 
Bundesamtes; sie stellten anonymisierte Angaben von rund 57 000 
überschuldeten Personen mit deren Einverständnis bereit. Der 
Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, betonte, 
dass die Daten dabei direkt bei der Beratung anfielen und ohne 
zusätzliche Belastung der Beratungsstellen mit dem 
Online-Meldeverfahren eSTATISTIK.core übermittelt wurden.
Bei mehr als der Hälfte der überschuldeten Personen (56%) lag 2007
das monatliche Nettoeinkommen unter 900 Euro und damit unter der 
Pfändungsfreigrenze, die derzeit 990 Euro beträgt. Bei den 
alleinstehenden Frauen und Männern mussten sogar fast drei Viertel 
der überschuldeten Personen mit einem Nettoeinkommen unter 900 Euro 
auskommen. Nur rund 3% aller überschuldeten Personen hatten Einkünfte
von mehr als 2 000 Euro pro Monat. Zusammen mit den Einkünften der 
übrigen Haushaltsmitglieder verfügten überschuldete Personen 2007 
über ein monatliches Nettoeinkommen von durchschnittlich 1 165 Euro. 
Über ein Drittel davon mussten sie für das Wohnen aufwenden, so dass 
für den übrigen Lebensunterhalt nur noch rund 750 Euro zur Verfügung 
standen.
Heribert Rollik, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft 
Schuldnerberatung der Verbände, wies darauf hin, dass die 
Überschuldungssituation vieler Familien in Deutschland ein 
wesentlicher Faktor für ihre Verarmung und soziale Ausgrenzung sei. 
Das Überschuldungsproblem betreffe nicht ausschließlich soziale 
Randgruppen, sondern dehne sich auf weite Bevölkerungsschichten aus. 
Verschuldungsprozesse, die in Überschuldung münden, kämen in allen 
sozialen Schichten vor. Überschuldung bedeute für die Betroffenen 
eine völlige Destabilisierung ihrer Existenz. Sie seien Stress und 
psychischem Druck ausgesetzt und häufig gesundheitlich 
beeinträchtigt. Materielle und immaterielle Belastungen verstärkten 
sich gegenseitig. Die kritischen Verhältnisse belasteten 
Partnerschaften schwer und beeinträchtigten die Entwicklung der 
Kinder.
Eine zunehmende Zahl überschuldeter Menschen habe ohne eine 
qualifizierte Schuldnerberatung kaum mehr eine Chance, ihre aus 
Überschuldung resultierenden Probleme zu lösen. Die soziale 
Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Verbraucherverbände habe die 
Funktion einer wirtschaftlichen und sozialen Stabilisierung.
Zurzeit gibt es in Deutschland etwa 950 Beratungsstellen mit rund 
2 000 Beraterinnen und Beratern. Gemessen an der Zahl der 
überschuldeten Haushalte ist der Bedarf damit bei weitem nicht 
gedeckt. Wegen der ungenügenden Beratungskapazität ist es derzeit nur
10 bis 15% der ver-/ überschuldeten Menschen möglich, in einer 
Schuldnerberatungsstelle kostenlose Hilfe zu erhalten. Die derzeitige
Finanzierung der Beratungsstellen wird von den Ländern, den Kommunen 
und - mit dem Einsatz erheblicher Eigenmittel - der Wohlfahrts- und 
Verbraucherverbände gewährleistet. Vor dem Hintergrund der nach wie 
vor großen Zahl überschuldeter Haushalte in Deutschland (rund drei 
Millionen) und der damit einhergehenden enormen sozialen und auch 
wirtschaftlichen Probleme ist es aus Sicht der Schuldnerberatung 
dringend notwendig, auch in Zukunft gesicherte statistische Angaben 
zu den Personen zu bekommen, die die Schuldnerberatungsstellen 
aufsuchen. Daher befürwortet die AG SBV eine einheitliche - mit den 
Schuldnerberatungsstellen abgestimmte - Überschuldungsstatistik, die 
auch die Arbeit der Beratungsstellen angemessen abbildet.
Detaillierte Ergebnisse zu den Themen Überschuldung privater 
Personen und Verbraucherinsolvenzen enthält das Begleitmaterial zur 
Pressekonferenz, das im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes
unter www.destatis.de, Pfad:
--> Presse --> Pressekonferenzen kostenlos abrufbar ist.
Weitere Auskünfte geben:
Statistisches Bundesamt,
Infoteam Überschuldungs- und Insolvenzstatistik,
Telefon: (0611) 75-2642,
E-Mail:  gewerbeanzeigen-insolvenzen@destatis.de.
Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände,
c/o Deutsches Rotes Kreuz e.V.,
Heribert Rollik,
Telefon: (0170) 3 14 31 91,
E-Mail:  rollik@agsbv.de.

Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:

Statistisches Bundesamt
Telefon: (0611) 75-3444
E-Mail: presse@destatis.de

Original-Content von: Statistisches Bundesamt, übermittelt durch news aktuell

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