ots.Audio: Audio-Beitrag (Dauer 5:38 min.) Textvorlage für die Aufnahme einer Audio-Datei anlässlich der Pressekonferenz "Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis 2060"
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Wiesbaden (ots)
Anmoderation: Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat heute in einer Pressekonferenz in Berlin die neuesten Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung vorgestellt. Über die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland sprechen wir mit Roderich Egeler, dem Präsidenten des Statistischen Bundesamtes.
Frage 1: Herr Egeler, wie wird sich die Bevölkerung in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten entwickeln?
Antwort: Wir sind bereits heute Zeugen der demografischen Veränderungen: Unsere Bevölkerung nimmt seit 2003 ab und sie wird durchschnittlich immer älter. Diese Entwicklungen werden die Bevölkerung auch in den kommenden Jahrzehnten prägen.
Frage 2: Und wodurch wird dieser demografische Wandel verursacht?
Antwort: Insbesondere das anhaltend niedrige Geburtenniveau und die steigende Lebenserwartung führen zu einer Alterung der Bevölkerung. Der aktuelle Altersaufbau mit einem hohen Anteil an Menschen im mittleren Alter und wenigen jungen Menschen verschärft diese Entwicklung zusätzlich.
Frage 3: Herr Egeler, sie sprechen davon, dass es immer mehr ältere Menschen geben wird. Wie wird sich die Altersstruktur genau verschieben?
Antwort: Ich möchte Ihnen die Veränderungen der Alterstruktur einmal an einer Variante erläutern, die wir als untere Grenze der "mittleren" Bevölkerung bezeichnen: Heute hat ungefähr jeder fünfte Mensch in Deutschland das 65. Lebensjahr erreicht. Im Jahre 2060 wird nach unserer Berechnung bereits jeder Dritte 65 Jahre und älter sein. Besonders auffällig ist dabei die wachsende Zahl der Hochbetagten, also der Menschen im Alter von 80 Jahren und älter: Heute zählen etwa 5% der Bevölkerung in Deutschland zu den Hochbetagten. Unsere Vorausberechnung hat ergeben, dass in fünfzig Jahren etwa 14% - also jeder Siebte - 80 Jahre und älter sein wird.
Frage 4: Und was bedeutet dieser Anstieg der Älteren für die jüngeren Generationen?
Antwort: Während die Zahl der älteren Menschen steigt, wird es immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter geben. Stehen der Bevölkerung im Erwerbsalter immer mehr Seniorinnen und Senioren gegenüber, hat das natürlich auch Folgen für die sozialen Sicherungssysteme. Beispielsweise verschlechtert sich das zahlenmäßige Verhältnis von potenziellen Rentenempfängern und potenziellen Renteneinzahlern.
Frage 5: Kann die Rente mit 67 diese Entwicklung stoppen?
Antwort: Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre bedeutet weniger Menschen im Renten- und mehr im Erwerbsalter. Nach unserer Modellrechnung führt eine Verschiebung der Altersgrenze von 65 auf 67 Jahre zu einer um maximal zwei Millionen höheren Bevölkerung im Erwerbsalter für das Jahr 2060. Die Rente mit 67 bedeutet also, dass sich das Verhältnis von Senioren und Menschen im Erwerbsalter nicht ganz so gravierend verschlechtert, aufhalten wird die Rente mit 67 diese Verschiebung allerdings nicht. Gleichzeitig, und auch das ist eine Folge der Rente mit 67, die mitbedacht werden muss, erhält die Gruppe der Älteren innerhalb des Erwerbsalters ein stärkeres Gewicht.
Frage 6: Sie haben die ältere Gruppe im Erwerbsalter angesprochen. Wie verändert sich die Struktur der Bevölkerung im Erwerbsalter?
Antwort: Für die Bevölkerung im Erwerbsalter gibt es zwei zentrale Entwicklungen: Zum einen wird die Zahl der Menschen im Erwerbsalter bis 2060 sinken. Im selben Zeitraum wird sich das Verhältnis innerhalb der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hin zu den Älteren verschieben: Heute stellen die 50- bis 65-Jährigen 31% der Bevölkerung im Erwerbsalter. Eine besonders einschneidende Veränderung erwartet die deutsche Wirtschaft zum ersten Mal bereits in zehn Jahren: Zwischen 2017 und 2024 werden die 50- bis unter 65-Jährigen 40% des Erwerbspersonenpotenzials ausmachen.
Frage 7: Kann diese Entwicklung Ihrer Meinung nach aufgehalten werden?
Antwort: Selbst wenn man von steigenden Zuwanderungszahlen und einer höheren Geburtenhäufigkeit ausgeht, wird sich diese Entwicklung nicht aufhalten lassen. Beides würde allerdings die Alterung und Schrumpfung etwas abbremsen und die Belastung mildern, die auf die Bevölkerung im Erwerbsalter zukommen wird.
Frage 8: Herr Egeler, wie beurteilen Sie die Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland?
Antwort: Wir müssen uns auf die Konsequenzen des Rückgangs und der Alterung der Gesamtbevölkerung einstellen. Diese Prozesse können nicht mehr aufgehalten werden. Der demografische Wandel wird eine der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte sein.
Frage 9: Eine letzte Frage, Herr Egeler. Wie kann man überhaupt voraussehen, wie die Bevölkerung in 50 Jahren sein wird?
Antwort: Natürlich sind wir keine Hellseher. Wir haben aber Daten über die heutige Bevölkerung und über den Verlauf der bisherigen demografischen Entwicklungen. Davon ausgehend treffen wir bestimmte Annahmen zu Geburtenverhalten, Lebenserwartung und Wanderung. So kommen wir zu mehreren Varianten, die eine Spanne aufzeigen, innerhalb deren sich die Bevölkerung entwickeln wird, sofern die Annahmen eintreffen. Wir rechnen quasi voraus. Deshalb bezeichnen wir unsere Modelle als "Vorausberechnungen".
Abmoderation: Herr Egeler, vielen Dank für Ihre Einschätzung der Bevölkerungsentwicklung.
Statistisches Bundesamt
Wiesbaden, 18. November 2009
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