Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 4. Quartal 2015
Wiesbaden (ots)
Die deutsche Wirtschaft hat ihren moderaten Wachstumskurs auch zum Jahresende 2015 fortgesetzt: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bereits in seiner Schnellmeldung vom 12. Februar 2016 mitgeteilt hatte, war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - preis-, saison- und kalenderbereinigt - im vierten Quartal 2015 um 0,3 % höher als im Vorquartal. Die konjunkturelle Lage in Deutschland war damit im Jahr 2015 durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet (jeweils + 0,3 % im dritten und vierten Quartal und + 0,4 % in den ersten beiden Quartalen des Jahres). Für das gesamte Jahr 2015 ergibt sich daraus ein durchschnittlicher Anstieg von + 1,7 % (kalenderbereinigt + 1,4 %). Das im Januar 2016 veröffentlichte vorläufige Ergebnis wurde damit weitgehend bestätigt.
Positive Impulse kamen im Vorquartalsvergleich (preis-, saison- und kalenderbereinigt) wiederum aus dem Inland: Der Staat erhöhte seine Konsumausgaben deutlich um 1,0 %, die privaten Haushalte noch einmal leicht um 0,2 %. Darüber hinaus entwickelten sich auch die Investitionen positiv: Vor allem in Bauten wurde mit + 2,2 % mehr investiert als im dritten Quartal 2015. Auch die Ausrüstungsinvestitionen legten zu (+ 1,0 %), der Zuwachs resultierte aber vor allem aus dem Staatssektor; die nicht-staatlichen Ausrüstungsinvestitionen waren leicht rückläufig. Insgesamt war die inländische Verwendung um 0,8 % höher als im dritten Quartal 2015 (preis-, saison- und kalenderbereinigt).
Nach vorläufigen Berechnungen wurde das Wachstum dagegen von der außenwirtschaftlichen Entwicklung gebremst, weil 1,7 % weniger Waren exportiert wurden als im Vorquartal. Der gleichzeitige Rückgang der Warenimporte war weniger stark ausgeprägt (- 0,6 %). Dadurch hatte der Außenbeitrag insgesamt - also die Differenz aus Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen - rechnerisch einen negativen Effekt auf das BIP-Wachstum (- 0,5 Prozentpunkte).
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:
Im Vorjahresvergleich hat sich das Wirtschaftswachstum - gemessen an den Ursprungswerten - seit dem Sommer beschleunigt: Das preisbereinigte BIP stieg im vierten Quartal 2015 um 2,1 %, nach + 1,7 % im dritten Quartal 2015 und + 1,6 % im zweiten Quartal 2015. Allerdings gab es im Schlussquartal zwei Arbeitstage mehr als im Vorjahr und dadurch einen überdurchschnittlich starken Kalendereffekt. Somit fiel der kalenderbereinigte Anstieg mit + 1,3 % etwas schwächer aus als im dritten (+ 1,7 %) und im zweiten Quartal (+ 1,6 %).
Die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2015 wurde von 43,4 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 412 000 Personen oder 1,0 % mehr als ein Jahr zuvor.
Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde, lag ersten vorläufigen Berechnungen zufolge knapp über dem Niveau des Vorjahres (+ 0,1 %). Je Erwerbstätigen ist sie um 1,2 % gestiegen.
Auch im Vorjahresvergleich kamen die Wachstumsimpulse im vierten Quartal 2015 aus dem Inland: Die privaten Konsumausgaben stiegen um 1,6 %, die Konsumausgaben des Staates sogar um 2,7 %. In den staatlichen Konsumausgaben sind unter anderem die unentgeltlichen Leistungen enthalten, die von staatlichen Stellen beschafft und den Flüchtlingen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. In Ausrüstungen - darunter fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge - wurde preisbereinigt 6,3 % mehr investiert als im vierten Quartal 2014. Die Bauinvestitionen stiegen um 3,3 %, insbesondere in Wohnbauten wurde deutlich mehr investiert als ein Jahr zuvor. Auch die Investitionen in Nichtwohnbauten sind gestiegen, wobei der gewerbliche Bau stärker zulegte als der öffentliche Bau. Gebremst wurde das BIP-Wachstum lediglich durch einen Vorratsabbau (- 0,2 Prozentpunkte). Insgesamt stieg die inländische Verwendung im Vorjahresvergleich um 2,3 %. Vom Außenbeitrag kamen im Vorjahresvergleich keine Wachstumseffekte: Es wurden zwar preisbereinigt 5,0 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als vor einem Jahr. Die Importe stiegen im selben Zeitraum mit + 5,8 % aber etwas stärker. Dadurch hat der Außenbeitrag als Saldo zwischen Exporten und Importen rechnerisch keine Auswirkungen auf das BIP-Wachstum im Vorjahresvergleich.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im Schlussquartal 2015 in fast allen Wirtschaftsbereichen höher als ein Jahr zuvor: Das Baugewerbe (+ 3,6 %), der Bereich Information und Kommunikation (+ 3,8 %) sowie die Unternehmensdienstleister (+ 3,5 %) verzeichneten die größten Anstiege. Daneben konnten auch die anderen Dienstleistungsbereiche - mit Ausnahme der Finanz- und Versicherungsdienstleister - sowie das Verarbeitende Gewerbe (+ 2,1 %) ihre Wirtschaftsleistung im Vorjahresvergleich steigern. Insgesamt war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche um 1,9 % höher als im vierten Quartal 2014.
In jeweiligen Preisen gerechnet war das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2015 um 4,4 % und das Bruttonationaleinkommen um 4,2 % höher als im vierten Quartal 2014. Das Volkseinkommen, das sich aus dem Arbeitnehmerentgelt (+ 4,2 %) sowie den Unternehmens- und Vermögenseinkommen (+ 4,6 %) zusammensetzt, nahm nach ersten vorläufigen Berechnungen insgesamt um 4,3 % zu. Die Bruttolöhne und -gehälter der Arbeitnehmer waren um 4,4 %, die Nettolöhne und -gehälter sogar um 4,6 % höher. Im Durchschnitt je Arbeitnehmer stiegen die Löhne und Gehälter weniger stark (brutto um 3,0 % und netto um 3,2 %), da auch die Anzahl der Arbeitnehmer im Vergleich zum Vorjahresquartal zunahm (+ 1,3 %). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich um 2,5 % und damit etwas stärker als die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen (+ 2,3 %).
Neben der Erstberechnung des vierten Quartals 2015 hat das Statistische Bundesamt auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für die ersten drei Quartale sowie für das Jahr 2015 überarbeitet. Wie bereits in der Schnellmeldung vom 12. Februar 2016 berichtet, ergaben sich dabei geringfügige Korrekturen für die Veränderungsraten des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts. In einzelnen Komponenten des BIP kam es aber zum Teil zu deutlichen Änderungen. Darüber hinaus kann es wie üblich bei saison- und kalenderbereinigten Reihen zu geänderten Ergebnissen in der gesamten Zeitreihe ab 1991 kommen.
Die vollständige Pressemitteilung (inklusive PDF-Version) mit Tabellen sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/presseaktuell zu finden.
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