Stellungnahme des Statistischen Bundesamtes zu Frontal21
Wiesbaden (ots)
In der Sendung des ZDF-Magazins "Frontal21" vom 1. Oktober 2002 ist unter dem Titel "Wirtschaftslage Deutschland: Der Überblick fehlt" über die amtliche Statistik in Deutschland berichtet worden. Hierzu erklärt der Präsident des Statistischen Bundesamtes.
Statistiken sind die Grundlagen für Entscheidungen am Wirtschaftsstandort Deutschland. Das ist in der Tat die wichtigste und es ist auch die einzige uneingeschränkt richtige Aussage in dem Frontal-Beitrag. Die vielen polemischen Vorwürfe gegen die amtliche Statistik bedürfen der Richtigstellung.
Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder erfüllen ihren Informationsauftrag in ständigem Kontakt mit ihren wichtigen "Kunden" in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Selbstverständlich wollen wir Statistiker den jeweils aktuellen Informationsbedarf befriedigen. Aber z.B. für die Einführung einer Dienstleistungsstatistik in Deutschland ab 1. Januar 2001 musste die amtliche Statistik zehn Jahre lang kämpfen. Vor wenigen Wochen wurden die ersten Ergebnisse zum Dienstleistungssektor veröffentlicht. Ihr weiterer Ausbau steht in Deutschland und in der Europäischen Union auf dem Programm.
Wir gehen davon aus, dass das Statistische Programm in der 15. Legislaturperiode, so wie es der Statistische Beirat im August d. J. der Bundesregierung empfohlen hat, weiterentwickelt wird, etwa mit Statistiken über die Informationsgesellschaft und die Biotechnologie. Piloterhebungen zur Biotechnologie und zur Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie in Unternehmen und Haushalten hat die amtliche Statistik bereits in eigener Initiative durchgeführt. Für eine regelmäßige statistische Berichterstattung benötigt die amtliche Statistik aber entsprechende gesetzliche Regelungen sowie die erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen.
Mit der Aussage, man müsste wahrscheinlich 50 % der Statistik rausschmeißen, macht es sich der Abgeordnete Oswald Metzger zu leicht. Er lässt offen, welche Statistiken das denn sein sollten. Demgegenüber ist zweierlei festzuhalten.
Zum einen. Die amtliche Statistik ist wohl das Gebiet der öffentlichen Verwaltung, das in den letzten Jahren den meisten Überprüfungen unterzogen worden ist. Vieles hat sich deshalb schon im Statistischen Programm verändert, aber niemals sind Statistiken in größerem Umfang in Frage gestellt worden. Warum wohl ? Weil die Kunden der amtlichen Statistik nicht auf sie verzichten können und ihnen vertrauen.
Zum anderen. Auf den Gipfeltreffen von Lissabon, Göteborg und Barcelona haben die Staats- und Regierungschefs gerade in den letzten Jahren ihren Statistikern neue und sehr umfassende Aufgaben gestellt, indem mit über 40 sog. Strukturindikatoren jährlich die wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte der Europäischen Union hin zum wettbewerbsfähigsten, dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt - bei Wahrung der Nachhaltigkeit - gemessen werden sollen.
Die Aussagen zum Personal in den 17 statistischen Ämtern von Bund und Ländern sind zumindest unvollständig. Unser Personal ist keineswegs schlecht ausgebildet; die innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung kann sich sehen lassen. Richtig ist allerdings, dass die Personalstruktur den schnell wachsenden Anforderungen des Informationszeitalters noch nicht genügt. Der Anteil an wissenschaftlich ausgebildetem Personal ist im internationalen Vergleich sehr niedrig. Das Statistische Bundesamt ist dabei - mit dem Bundesministerium des Innern - dieses zu ändern. Nach über sieben Jahren Einstellungsstopp wurden in den Jahren 2001 und 2002 rund 200 Stellen im mittleren Dienst eingespart und dafür 85 Stellen für höherqualifiziertes Personal neu geschaffen und besetzt. Diese Umstrukturierung wird sich schrittweise fortsetzen.
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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