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Statistisches Bundesamt

Endgültige Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zur 15. Bundestagswahl

Wiesbaden (ots)

- Trend zur Wahlenthaltung bei Erst- und
Jungwählern setzt sich nicht fort - Frauen bevorzugen SPD, Männer
CDU/CSU - Die SPD ist in allen Altersgruppen ähnlich stark vertreten,
Union mit Schwerpunkt bei den älteren Wählerinnen und Wählern, FDP
und GRÜNE bei den Jüngeren vorn - Vom Stimmensplitting profitierten
vor allem GRÜNE und FDP - Die SPD schöpfte ihr Potenzial bei jeder
Altersgruppe gleichmäßig aus, die Wählerschaft der Unionsparteien
rekrutierte sich überproportional aus älteren Wählern
Der Bundeswahlleiter hat heute in einem Pressegespräch in Berlin
die endgültigen Ergebnisse aus der Repräsentativen Wahlstatistik zur
Bundestagswahl 2002 vorgestellt.
Mit der Repräsentativen Wahlstatistik, die erstmals seit 1990
wieder bei einer Bundestagswahl durchgeführt wurde, lässt sich das
Wahlverhalten bei der Bundestagswahl nach Altersgruppen und
Geschlecht sowie nach der Struktur der Wähler und Nichtwähler
analysieren.
Die Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik zeigt folgendes
Bild:
Die Wahlbeteiligung bei den unter 30-Jährigen ist im Vergleich zur
Bundestagswahl 1990 um 2,6 Prozentpunkte auf 70,3% gestiegen
(Westdeutschland 72,3%, Ostdeutschland 62,8%). Der seit 1980 zu
beobachtende Trend zu einer verstärkten Wahlenthaltung bei dieser
Altersgruppe hat sich also nicht fortgesetzt.
Ab der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen nahm die
Wahlbeteiligung mit steigendem Alter zu, wobei die Altersgruppe der
60- bis 69-Jährigen mit 86,4% die höchste Wahlbeteiligung zu
verzeichnen hatte. Die höchste Wahlbeteiligung wiesen mit 89,8% die
bayerischen Männer der Altersgruppe zwischen 60 und 69 Jahren auf.
Die niedrigste Wahlbeteiligung lag mit 53,7% bei den
sachsen-anhaltinischen Männern der Altersgruppe der 21- bis
24-Jährigen.
Männer bevorzugten bei der Bundestagswahl 2002 CDU und CSU, Frauen
wählten eher SPD Während bundesweit SPD und CDU/CSU mit jeweils 38,5%
der Zweitstimmen gleich abgeschnitten haben, lagen die Unionsparteien
bei den Männern mit 39,2% um 2,5 Prozentpunkte vor der SPD. Bei den
Frauen lag die SPD mit 40,2% um 2,4 Prozentpunkte vor den
Unionsparteien. Die SPD erreichte ihr bestes Zweitstimmenergebnis mit
41,3% bei den weiblichen Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren, ihr
schlechtestes bei den Männern der Altersgruppe zwischen 25 und 34
Jahren (34,4%). Das beste Zweitstimmenergebnis hatten die
Unionsparteien mit 46,4% bei den über 60-jährigen Männern, das
schlechteste bei den Frauen der jüngsten Altersgruppe zwischen 18 und
24 Jahren (30,7%).
Die GRÜNEN und die FDP hatten bei den jüngeren Wählern mehr
Rückhalt als in den älteren Altersgruppen. Die FDP erreichte in den
Wählergruppen unter 35 Jahren mit 10,2% der Zweitstimmen der 18- bis
24-Jährigen und 9,8% der Stimmen der 25- bis 34-Jährigen im Vergleich
zum Bundesergebnis (7,4%) ein überdurchschnittliches und ihr bestes
Zweitstimmenergebnis mit 11,5% bei den 18- bis 24-jährigen Männern,
ihr schlechtestes bei den ab 60-jährigen Frauen (5,4%).
In den Altersgruppen bis 59 Jahre haben Die GRÜNEN
Zweitstimmenergebnisse über dem Bundesdurchschnitt aller
Altersgruppen erzielt (zwischen 8,8 und 12,6%). Die GRÜNEN erreichten
ihr bestes Ergebnis mit 13,5% bei den 35- bis 44-jährigen Frauen, ihr
schlechtestes bei den Männern ab 60 Jahren (3,4%). Während die GRÜNEN
bei den Zweitstimmen in den neuen Bundesländern in jeder Altersgruppe
schlechter abschnitten als im Westen, erreichte die FDP in Ost- und
Westdeutschland ähnliche Zweitstimmenergebnisse. In der jüngsten
Wählergruppe schnitt die FDP in Ostdeutschland sogar besser ab: Bei
den 18- bis 24-Jährigen erreichte die FDP im Osten 11,2%, im Westen
10,0%.
Beim Stimmensplitting war die Kombination Erststimme SPD -
Zweitstimme GRÜNE sehr verbreitet. Der deutliche Überhang an
Zweitstimmen bei den GRÜNEN (+ 1,4 Mill. Stimmen) wurde hauptsächlich
durch solche Wähler verursacht, die ihre Erststimme dem jeweiligen
Wahlkreiskandidaten der SPD gegeben haben. In Westdeutschland kamen
die Zweitstimmen der GRÜNEN in einem erheblichen Umfang von rund 2,2
Mill. Stimmen von solchen Wählern, die mit ihrer Erststimme für die
SPD votiert haben. Besonders ausgeprägt war diese Variante des
Stimmensplittings in den Ländern Schleswig-Holstein, Saarland,
Hamburg und Niedersachsen. Signifikante Unterschiede zwischen Männern
und Frauen waren in diesem Zusammenhang nicht zu erkennen. Die
Häufigkeit dieser Kombination wird auch bei einer Betrachtung aus der
Perspektive der Zweitstimmenwähler deutlich: Von 100 Wählern, die
ihre Zweitstimme den GRÜNEN gegeben haben, haben nur 31,3% der Wähler
auch mit der Erststimme für die GRÜNEN votiert (Männer: 29,1%;
Frauen: 33,1%). 59,7% dieser Wähler wählten mit der Erststimme den
SPD-Wahlkreiskandidaten (Männer: 62,5%; Frauen: 57,3%).
Wie die Repräsentative Wahlstatistik zeigt, haben von den rund 3,5
Mill. Wählern, die der FDP die Zweitstimme gegeben haben, die FDP nur
rund 1,6 Mill. Wähler auch mit der Erststimme gewählt. Rund 1,3 Mill.
haben hingegen "taktisch" gesplittet und der CDU die Erst- und der
FDP die Zweitstimme gegeben. Auch hier waren signifikante
Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht erkennbar.
Diese und weitere Ergebnisse aus der Repräsentativen Wahlstatistik
sind nebst umfangreichen Tabellen und Übersichten in dem Heft 4 der
Reihe "Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22. September 2002"
enthalten. Das Heft kann beim Verlag Metzler-Poeschel,
Verlagsauslieferung SFG-Servicecenter, Fachverlage GmbH, Postfach 43
43, 72774 Reutlingen, Telefon. 07071/93 53 50, Telefax: 07071/93 53
35, E-Mail:  destatis@s-f-g.com, Bestell-Nr. 2012704-02900,
kostenpflichtig angefordert werden.
Weitere Auskünfte erteilt: Tim Christian Werner,
Telefon: (0611) 75-3405,
E-Mail:  bundeswahlleiter@destatis.de
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