Inflationsrate im Mai 2022 bei +7,9 %
Inflationsrate auf neuem Höchststand: Steigende Preise in fast allen Bereichen, überdurchschnittliche Preiserhöhungen bei Energie und Nahrungsmitteln
WIESBADEN (ots)
Verbraucherpreisindex, Mai 2022
+7,9 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
+0,9 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
Harmonisierter Verbraucherpreisindex, Mai 2022
+8,7 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
+1,1 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
Die Inflationsrate in Deutschland - gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat - lag im Mai 2022 bei +7,9 %. "Die Inflationsrate erreichte damit im dritten Monat in Folge einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland. Hauptursache für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln", sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes (Destatis). "Eine ähnlich hohe Inflationsrate gab es zuletzt im Winter 1973/1974 im früheren Bundesgebiet, als infolge der ersten Ölkrise die Mineralölpreise stark gestiegen waren", so Thiel weiter. Im März 2022 hatte die Inflationsrate bei +7,3 % und im April 2022 bei +7,4 % gelegen. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise im Mai 2022 gegenüber April 2022 um 0,9 %.
Kriegs- und Krisensituation wirkt sich weiterhin auf die Inflationsrate aus
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine hat sich der bereits zuvor beobachtete Anstieg der Preise für Energie merklich verstärkt und beeinflusst die Inflationsrate erheblich. Hinzu kommen Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten, auch aufgrund der Corona-Pandemie, sowie deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Nicht nur die Energieprodukte, sondern auch andere Güter verteuerten sich infolge der Kriegs- und Krisensituation zunehmend für die Verbraucherinnen und Verbraucher, insbesondere erneut viele Nahrungsmittel.
Energiepreise ziehen um 38,3% binnen Jahresfrist erheblich an
Die Preise für Energieprodukte lagen im Mai 2022 um 38,3 % über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach +35,3 % im April 2022. Dabei haben sich die Preise für leichtes Heizöl mit +94,8 % im Mai 2022 nahezu verdoppelt. Auch Erdgas (+55,2 %) und Kraftstoffe (+41,0 %) verteuerten sich merklich. Die Preiserhöhungen für die anderen Energieprodukte lagen ebenfalls deutlich über der Gesamtteuerung, zum Beispiel für feste Brennstoffe (+33,4 %) und Strom (+21,5 %). Der Preisauftrieb bei den Energieprodukten wurde von mehreren Faktoren beeinflusst: Neben den kriegs- und krisenbedingten Effekten wirkte sich unter anderem die zu Jahresbeginn gestiegene CO2-Abgabe von 25 Euro auf 30 Euro pro Tonne CO2 aus.
Nahrungsmittel verteuern sich binnen Jahresfrist überdurchschnittlich um 11,1 %
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Mai 2022 für die privaten Haushalte um 11,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit hat sich der Preisauftrieb erneut deutlich verstärkt, nach 8,6 % im April 2022. Bei allen Nahrungsmittelgruppen wurden dabei Preiserhöhungen ermittelt. Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+38,7 %). Ebenso wurden für Fleisch und Fleischwaren (+16,5 %), Molkereiprodukte und Eier (+13,1 %) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+10,8 %) Teuerungsraten im zweistelligen Bereich beobachtet.
Waren verteuerten sich gegenüber Mai 2021 um 13,6 %
Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im Mai 2022 gegenüber dem Vorjahr um 13,6 %.
Neben Energie und Nahrungsmitteln verteuerten sich auch andere Waren deutlich, etwa Fahrzeuge (+9,1 %), Geräte für Informationsverarbeitung (+8,0 %) sowie Möbel und Leuchten (+7,4 %). Insgesamt verteuerten sich Verbrauchsgüter, die sogenannten Güter des täglichen Bedarfs, deutlich um 17,9 %. Die Preise für Gebrauchsgüter erhöhten sich binnen Jahresfrist um 5,5 %.
Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel bei +3,8 %
Im Mai 2022 lag die Inflationsrate ohne Energie bei +4,5 %. Wie stark aktuell zudem die Nahrungsmittelpreise Einfluss auf die Gesamtteuerungsrate nehmen, zeigt sich an der Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie lag bei +3,8 % und damit nicht einmal halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate. Gleichzeitig wird an der noch verbleibenden hohen Inflationsrate deutlich, dass Preiserhöhungen in fast allen Bereichen vorliegen.
Dienstleistungen verteuern sich binnen Jahresfrist um 2,9 %
Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im Mai 2022 um 2,9 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die aufgrund des großen Anteils an den Konsumausgaben der privaten Haushalte bedeutsamen Nettokaltmieten verteuerten sich um 1,7 % (April 2022: +1,6 %). Zudem gingen die Preise für Telekommunikation (-0,9 %) sowie für Leistungen sozialer Einrichtungen (-2,5 %) zurück, letztere infolge der Umsetzung der im Juni 2021 beschlossenen Pflegereform. Insgesamt erhöhten sich jedoch die meisten Dienstleistungspreise, unter anderem die Wartung und Reparatur von Wohnungen und Wohnhäusern (+12,1 %) sowie von Fahrzeugen (+6,1 %).
Preisanstieg zum Vormonat um 0,9 %, Preise für Energie und Nahrungsmittel steigen deutlich
Im Vergleich zum April 2022 stieg der Verbraucherpreisindex im Mai 2022 um 0,9 %. Preisanstiege mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher in fast allen Güterbereichen hinnehmen. Die Energiepreise insgesamt stiegen um 2,8 %. Teurer wurden sowohl die Haushaltenergie (+2,8 %, darunter Erdgas: +5,3 %; Strom: +2,0 %; Heizöl: +1,9 %) als auch die Kraftstoffe (+2,7 %). Für Nahrungsmittel mussten die privaten Haushalte durchschnittlich 2,1 % mehr bezahlen, vor allem für Speisefette und Speiseöle (+9,9 %), Fleisch und Fleischwaren (+4,4 %) sowie Molkereiprodukte (+4,2 %). Den Preisanstiegen standen nur wenige Preisrückgänge gegenüber, insbesondere bei Gemüse (-4,7 %, darunter Tomaten: -25,5 %; Gurken: -19,0 %).
Inflationsrechner gibt Auskunft über persönliche Inflationsrate:
Mit dem persönlichen Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes können Verbraucherinnen und Verbraucher ihre monatlichen Konsumausgaben für einzelne Güterbereiche entsprechend des eigenen Verbrauchsverhaltens anpassen und eine persönliche Inflationsrate berechnen.
Methodische Hinweise:
Die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie führten kaum noch zu Ausfällen bei der monatlichen Preiserhebung. Nähere Informationen dazu enthält ein Methodenpapier. Die Qualität wurde diesbezüglich gewährleistet, vereinzelte Qualitätsabstriche in den Ergebnissen wurden gekennzeichnet. Betroffen sind aktuell noch Veränderungsraten im Vorjahresvergleich.
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen für das öffentliche Leben machen zudem eine Änderung des üblichen Vorgehens bei der jährlichen Aktualisierung der Gütergewichte des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) notwendig. Auch hierzu ist im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes ein entsprechendes Methodenpapier verfügbar. Die Aktualisierung der Gütergewichte im HVPI erklärt einen erheblichen Teil der Abweichung zwischen VPI und HVPI für Deutschland.
Weitere Informationen:
Weitere Informationen zur Verbraucherpreisstatistik bietet die Fachserie 17, Reihe 7 "Verbraucherpreise für Deutschland". Detaillierte Ergebnisse sind auch über die Tabellen Verbraucherpreisindex (61111-0004) und (61111-0006) sowie Harmonisierter Verbraucherpreisindex (61121-0002) und (61121-0004) in der Datenbank GENESIS-Online abrufbar. Über Preisveränderungen für einzelne Nahrungsmittel informiert die Tabelle "Verbraucherpreisindex - Preisentwicklung für Nahrungsmittel".
Die Ergebnisse zum Verbraucherpreisindex sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona) im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes sowie im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) verfügbar. Im Dashboard Deutschland bündelt das Statistische Bundesamt hochaktuelle Indikatoren der amtlichen Statistik und weiterer Datenanbieter zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität.
verfügbar. Der VPI ist auch Teil des "Krisenmonitors" (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben starke Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerung sowie den Energiesektor im Besonderen. Auf einer Sonderseite (www.destatis.de/ukraine) haben wir Daten und Informationen zu den betroffenen Bereichen zusammengestellt.
Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter www.destatis.de/pressemitteilungen.
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