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Statistisches Bundesamt

Kein Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität durch Corona-Pandemie
Arbeitsproduktivität hat sich in den Branchen unterschiedlich entwickelt

WIESBADEN (ots)

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde, ist nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im 1. Quartal 2022 um 0,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Auch in den Jahren 2020 und 2021, die stark von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie geprägt waren, lag die Arbeitsproduktivität je Stunde höher als im jeweiligen Vorjahr, mit Zuwächsen von +0,4 % (2020) und +1,1 % (2021). Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ergibt sich ein Anstieg um 1,5 %. Bei der Arbeitsproduktivität gab es jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen, da sich die zugrundeliegende preisbereinigte Bruttowertschöpfung (Output) und die geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen (Input) in den Branchen unterschiedlich entwickelten.

Deutlicher Rückgang der Arbeitsproduktivität im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2020, Gegenbewegung im Folgejahr

Produktionseinbrüche durch die Corona-Pandemie und in deren Folge auch Materialengpässe haben in vielen Bereichen zu einer sinkenden Zahl der Arbeitsstunden geführt. So hat sich im Jahr 2020 im Verarbeitenden Gewerbe der Arbeitsinput um 6,2 % reduziert. Der Anteil an Kurzarbeitenden erreichte im Mai 2020 seinen historischen Höchststand von 29,2 %. Im Fahrzeugbau war sogar mehr als die Hälfte der Belegschaft in Kurzarbeit. Der Rückgang der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe war mit -10,0 % jedoch noch stärker. Dadurch sank die Arbeitsproduktivität im Jahr 2020 um 4,1 %. Ursache hierfür könnte sein, dass der Arbeitsinput nicht unmittelbar und in vollem Umfang an den Produktionsumfang angepasst wurde.

Im Jahr 2021 blieb die konjunkturelle Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe trotz starker Nachfrage gebremst. Dies lag vor allem an der eingeschränkten Versorgung mit wichtigen Vorprodukten wie Halbleitern und an Störungen der internationalen Lieferketten. In der Folge konnte nur ein Teil des Produktionseinbruchs wieder wettgemacht werden, die Bruttowertschöpfung stieg um 4,6 %. Gleichzeitig stieg die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen jedoch nur um 1,3 %. So verharrte die Kurzarbeiterquote in der zweiten Jahreshälfte 2021 bei etwa 5 % und war damit rund doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Da die Produktion deutlich stärker wuchs als die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, nahm die Arbeitsproduktivität um 3,3 % zu. Gegenüber dem Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie, war die Produktivität 2021 noch um 0,8 % niedriger.

Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe war das Baugewerbe zunächst kaum von der Corona-Pandemie betroffen. So stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im Jahr 2020 um 3,8 % an. Gleichzeitig lag die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden 2,2 % unter dem Vorjahreswert, sodass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde 2020 deutlich um 6,1 % zunahm. Im Folgejahr war mit -4,6 % jedoch ein ähnlich starker Verlust an Produktivität zu verzeichnen. Der Grund hierfür ist, dass einerseits die preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 1,7 % zurückging. Preisanstiege und Lieferprobleme bei Vormaterialien dürften hierzu beigetragen haben. Andererseits nahm die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden um 3,1 % zu, unter anderem durch vermehrte Überstunden und verringerte Kurzarbeit. Die Arbeitsproduktivität im Baugewerbe lag damit um 1,2 % über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019.

Dienstleistungsbereiche: Unter dem Strich keine Produktivitätsverluste

Ähnlich wie im Verarbeitenden Gewerbe ging die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in den Dienstleistungsbereichen im ersten Corona-Jahr 2020 stark zurück, und zwar um 4,9 %. Grund hierfür waren vor allem die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, die zu einer zeitweisen Einstellung vieler wirtschaftlicher Tätigkeiten führten, gerade in den besonders kontaktintensiven Branchen: So brach der Arbeitsinput im Gastgewerbe und bei den sonstigen Dienstleistern, zu denen auch die Kreativwirtschaft zählt, noch erheblich stärker ein. Die Kurzarbeiterquote stieg in einigen Branchen zeitweise auf rund zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zugleich ging die Wirtschaftsleistung in den meisten Branchen deutlich zurück. Wirtschaftszweige wie der Onlinehandel oder die Post-, Kurier- und Expressdienste konnten hingegen im Jahr 2020 ihre Wertschöpfung steigern.

Da die Wirtschaftsleistung über alle Dienstleistungsbereiche hinweg mit -4,0 % etwas schwächer zurückging als das Arbeitsvolumen, ergab sich im Jahr 2020 ein rechnerischer Anstieg der Arbeitsproduktivität um 1,0 %. Im Jahr 2021 ging die konjunkturelle Erholung des Dienstleistungsbereichs (+2,8 %) mit einem etwas schwächeren Anstieg des Arbeitsinputs einher (+1,9 %). Die Arbeitsproduktivität erhöhte sich nochmal um 0,9 %. Allerdings können diese Durchschnittswerte die sehr unterschiedliche Situation in den einzelnen Branchen nicht widerspiegeln: So konnten sich etwa die Erziehungs- und Gesundheitsdienstleister im Jahr 2021 ihrem Vorkrisenniveau wieder annähern, der Bereich Verkehr und Lagerei dieses sogar leicht überschreiten. Dagegen blieben Arbeitsinput und Produktion im Reise- und Gastgewerbe, in Teilen der Unternehmensdienstleister und bei den sonstigen Dienstleistern im Jahr 2021 im Vorkrisenvergleich noch erheblich eingeschränkt. Insgesamt betrachtet lag die Arbeitsproduktivität in den Dienstleistungsbereichen 2,0 % über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019.

Weitere Informationen:

Diese und weitere aktuelle Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können über die Datenbank GENESIS-Online (Tabellen 81000-0013, 81000-0014, 81000-0015, 81000-0016, 81000-0017, 81000-0018) abgerufen werden. Quelle für die geleisteten Arbeitsstunden ist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter www.destatis.de/pressemitteilungen.

Pressekontakt:

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