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Statistisches Bundesamt

Inflationsrate im Juni 2022 leicht abgeschwächt bei +7,6 %
Inflationsrate geht auch infolge des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts leicht zurück

WIESBADEN (ots)

Verbraucherpreisindex, Juni 2022

+7,6 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

+0,1 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

Harmonisierter Verbraucherpreisindex, Juni 2022

+8,2 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

-0,1 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)

Die Inflationsrate in Deutschland - gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat - lag im Juni 2022 bei +7,6 %. Die Inflationsrate hat sich damit leicht abgeschwächt, verweilt aber weiterhin auf hohem Niveau deutlich oberhalb von 7 %. Im Mai 2022 hatte die Inflationsrate noch bei +7,9 % gelegen. "Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Leicht dämpfend wirkten sich im Juni 2022 das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt auf die Gesamtteuerung aus", sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise im Juni 2022 gegenüber Mai 2022 um 0,1 %.

Entlastungsmaßnahmen dämpfen den Preisauftrieb infolge der Kriegs- und Krisensituation nur leicht

Die auf drei Monate befristete Einführung des 9-Euro-Tickets zum 1. Juni 2022 wirkte sich preissenkend auf den öffentlichen Regional- und Personennahverkehr aus. Zudem dämpfte die Senkung der Mineralölsteuer ("Tankrabatt") die Kraftstoffpreise. Die Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich dadurch im Bereich Verkehr abgeschwächt (+8,3 %). Im Mai 2022 hatte die Teuerung noch bei +16,3 % gelegen. Aufgrund der schwankenden Rohölpreise lässt sich die Auswirkung des Tankrabatts auf die Inflationsrate nicht exakt beziffern. Wären jedoch - ohne Entlastungsmaßnahmen - die Preise für Kraftstoffe und für den öffentlichen Personenverkehr im Juni 2022 unverändert gegenüber Mai 2022 geblieben, hätte sich der Verbraucherpreisindex insgesamt rein rechnerisch um 8,6 % gegenüber Juni 2021 erhöht.

Die Inflationsrate wird jedoch nach wie vor erheblich vom Anstieg der Preise für alle Energieprodukte infolge der Kriegs- und Krisensituation bestimmt. Hinzu kommen weiterhin Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten, auch aufgrund der Corona-Pandemie, sowie deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Dadurch verteuerten sich nicht nur die Energieprodukte, sondern auch andere Waren und Dienstleistungen, insbesondere erneut viele Nahrungsmittel.

Energieprodukte binnen Jahresfrist um 38,0 % teurer, Kraftstoffe um 33,2 % trotz Tankrabatt

Die Preise für Energieprodukte lagen im Juni 2022 um 38,0 % über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach +38,3 % im Mai 2022. Mit dem Inkrafttreten der gesunkenen Mineralölsteuer im Juni 2022 wurde der Preisauftrieb für Kraftstoffe abgeschwächt: Die Teuerung lag hier im Juni 2022 bei +33,2 %, im Mai 2022 noch bei +41,0 %. Der Preisanstieg für die Haushaltsenergie zog im Juni 2022 hingegen erneut an und betrug +40,7 % (Mai 2022: +36,8 %). Insbesondere haben sich Preise für leichtes Heizöl mit +108,5 % mehr als verdoppelt. Auch die anderen Energieprodukte wie zum Beispiel Erdgas (+60,7 %), feste Brennstoffe (+36,5 %) und Strom (+22,0 %) verteuerten sich merklich binnen Jahresfrist. Die Preiserhöhung für Energieprodukte lag somit trotz der Entlastungsmaßnahme deutlich über der Gesamtteuerung, da sie von mehreren Faktoren beeinflusst wird (internationale Einkaufspreise, CO2-Abgabe, EEG-Umlage, etc.).

Nahrungsmittel verteuern sich binnen Jahresfrist um 12,7 %

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Juni 2022 für die privaten Haushalte um 12,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit hat sich der Preisauftrieb erneut verstärkt (Mai: +11,1 %, April 2022: +8,6 %). Bei allen Nahrungsmittelgruppen wurden im Juni 2022 Preiserhöhungen beobachtet. Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+43,1 %). Ebenso wurden für Fleisch und Fleischwaren (+18,9 %), Molkereiprodukte und Eier (+15,3 %) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+12,5 %) Teuerungsraten im zweistelligen Bereich ermittelt.

Waren verteuerten sich gegenüber Juni 2021 um 14,0 %

Die Preise für Waren insgesamt, die unter anderem Energieprodukte und Nahrungsmittel umfassen, erhöhten sich im Juni 2022 gegenüber dem Vorjahr erheblich (+ 14,0 %, davon Verbrauchsgüter: +18,6 %; Gebrauchsgüter: +5,5 %).

Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel bei +3,2 %

Im Juni 2022 lag die Inflationsrate ohne Energie bei +4,2 %. Wie stark aktuell zudem die Nahrungsmittelpreise Einfluss auf die Gesamtteuerungsrate nehmen, zeigt sich an der Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie lag bei +3,2 % und damit nicht einmal halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate.

Dienstleistungen verteuern sich binnen Jahresfrist um 2,1 %, dämpfender Effekt des 9-Euro-Tickets

Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im Juni 2022 um 2,1 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Mai 2022 hatte die Teuerung noch bei +2,9 % gelegen. Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Teuerung war die Einführung des 9-Euro-Tickets im Juni 2022. Dieses führte zu deutlichen Preisentlastungen im öffentlichen Personenverkehr: Die Preise für die Bahntickets im Nahverkehr verbilligten sich binnen Jahresfrist um 43,9 %. Der Preisrückgang für den Kauf eines kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches betrug im Bundesdurchschnitt 62,6 %. Wie bereits in den vergangenen Monaten waren zudem die Leistungen sozialer Einrichtungen (-2,7 %) sowie für Telekommunikation (-0,9 %) günstiger als ein Jahr zuvor. Hingegen verteuerten sich die Nettokaltmieten um 1,7 %. Einige Dienstleistungspreise erhöhten sich hingegen deutlich, unter anderem die Wartung und Reparatur von Wohnungen und Wohnhäusern (+12,4 %) sowie von Fahrzeugen (+6,4 %).

Binnen Monatsfrist deutlicher Preisrückgang im Verkehr, aber steigende Preise für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie

Im Vergleich zum Mai 2022 stieg der Verbraucherpreisindex im Juni 2022 nur geringfügig um 0,1 %. Insbesondere erhöhten sich die Preise für Pauschalreisen um 16,5 %. Teurer als im Vormonat waren erneut die Nahrungsmittel insgesamt mit +1,0 %. Hier gab es neben vielen Preissteigerungen auch saisonbedingte Preisrückgänge bei Gemüse (-3,8 %). Zudem stiegen die Energiepreise insgesamt um 0,6 %, wobei die Preise für Kraftstoffe um 3,9 % sanken. Von diesen Preisrückgängen, die im Zusammenhang mit dem Tankrabatt stehen, profitieren die privaten Haushalte mit Benzinfahrzeugen (-5,0 %) stärker als mit Dieselfahrzeugen (-0,9 %). Preisentspannung gegenüber Mai 2022 gab es vor allem im öffentlichen Personenverkehr: Deutlich günstiger waren Verbundfahrkarten (-63,3 %) und die Preise für Bahnfahrten im Nahverkehr sanken um 45,1 % infolge der temporären Einführung des 9-Euro-Tickets.

Methodische Hinweise:

Die Bundesregierung hat angesichts der hohen Preise ein zweites Entlastungpaket beschlossen. Dies umfasst verschiedene Maßnahmen, unter anderem ein stark vergünstigtes Ticket für den öffentlichen Personenverkehr von 9 Euro pro Monat ("9-Euro-Ticket") von Juni bis August 2022 sowie die Senkung der Mineralölsteuer für Kraftstoffe ("Tankrabatt"). Beide Maßnahmen sind in der Verbraucherpreisstatistik indexwirksam.

Die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie führten im Juni 2022 zu keinen relevanten Ausfällen bei der monatlichen Preiserhebung, die die Qualität der Ergebnisse beeinträchtigen, siehe Methodenpapier. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen für das öffentliche Leben machen jedoch eine Änderung des üblichen Vorgehens bei der jährlichen Aktualisierung der Gütergewichte des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) notwendig. Auch hierzu ist im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes ein entsprechendes Methodenpapier verfügbar. Die Aktualisierung der Gütergewichte im HVPI erklärt einen erheblichen Teil der Abweichung zwischen VPI und HVPI für Deutschland.

Inflationsrechner gibt Auskunft über persönliche Inflationsrate:

Mit dem persönlichen Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes können Verbraucherinnen und Verbraucher ihre monatlichen Konsumausgaben für einzelne Güterbereiche entsprechend des eigenen Verbrauchsverhaltens anpassen und eine persönliche Inflationsrate berechnen.

Weitere Informationen:

Weitere Informationen zur Verbraucherpreisstatistik bietet die Fachserie 17, Reihe 7 "Verbraucherpreise für Deutschland". Detaillierte Ergebnisse sind auch über die Tabellen Verbraucherpreisindex (61111-0004) und (61111-0006) sowie Harmonisierter Verbraucherpreisindex (61121-0002) und (61121-0004) in der Datenbank GENESIS-Online abrufbar. Über Preisveränderungen für einzelne Nahrungsmittel informiert die Tabelle "Verbraucherpreisindex - Preisentwicklung für Nahrungsmittel".

Die Ergebnisse zum Verbraucherpreisindex sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona) im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes sowie im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) verfügbar. Im Dashboard Deutschland bündelt das Statistische Bundesamt hochaktuelle Indikatoren der amtlichen Statistik und weiterer Datenanbieter zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität. Der VPI ist auch Teil des "Krisenmonitors" (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben starke Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerung sowie den Energiesektor im Besonderen. Auf einer Sonderseite (www.destatis.de/ukraine) haben wir Daten und Informationen zu den betroffenen Bereichen zusammengestellt.

Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter www.destatis.de/pressemitteilungen.

Pressekontakt:

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Telefon: +49 611-75 34 44

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